04:08 bis 06:13

04:08 Wehenbeginn. Überraschend sanft werde ich aus dem Schlaf munter, der Bauch zieht. Noch fünf Tage bis zum Geburtstermin. Ich mache meine Augen wieder zu, ein Ziehen hat man ja ständig.

04:12 es zieht wieder. Könnten Wehen sein. Mein Mann schläft und schnarcht leise. Ich liege seitlich und warte. Zu früh ins Krankenhaus will ich nicht, die erste Geburt dauerte 35 Stunden.

04:18 Eeeees zieeeeht. Das wird was. Und nachdem es erst knapp halb 5 Uhr morgens ist, gehe ich davon aus, heute ein Kind zu bekommen. Ich freu mich auf meinen Kleinen.

Um 04:53 würde der Wecker meines Mannes läuten. Er wird um 04:30 wegen meiner Schnauferei munter. “Was ist?”, er wirkt schon nervös. “Der Kleine kommt, es geht los.“

Auch er erinnert sich unbewusst an die gefühlte Ewigkeit bei der ersten Geburt: “Alles klar. Brauchst du mich oder kann ich frühstücken?“ Nach meinem Okay schleppt er sich in die Küche und ich beschließe, die Tasche mal fertig zu packen, ich möchte zumindest einmal alles in Ruhe vorbereiten. Ich stemme meine Hände auf die Matratze, lasse den Kopf hängen und schnaube wie ein Pferd. Die Schmerzen werden intensiver, mein Mann streicht unten sein drittes Butterbrot.

04:40 Er schlägt vor, mich ins Krankenhaus zu bringen und zur Arbeit zu fahren. Er meint, er komme dann, wenn ich ins Kreißzimmer darf (Corona lässt die zukünftigen Papas derzeit vor dem Krankenhaus warten, bis man ans Eingemachte darf). Ich lächle stumm.

04:55 Die Schmerzen sind mittlerweile so stark, dass ich während den Wehen nicht mehr reden kann. Man weiß: gutes Zeichen. Mein Mann schlägt vor, mich im Krankenhaus abzuliefern, das Auto in die Firma zu stellen und mit der Bim zu kommen. Zwecks Kosten im Parkhaus. Ich lächle wieder und quetsche hervor: “Schatz, das geht sich nicht aus.”

05:00 Schwiegereltern angerufen, sie müssten gleich da sein, um auf die Große zu schauen.

05:15 Abfahrt ins Krankenhaus.Ich brülle mittlerweile jede Minute und reiße beinahe den Haltegriff ab.

05:43 Ich hinke mit 4 Zwischenstopps auf die Geburtenstation. Die Hebamme: “Erstes oder zweites Kind?“ “Zweites!” “Gut, dann kommens mit ins Kreißzimmer.” Mein Mann rennt nach unten, parkt das Auto von der Noteinfahrt weg.

05:48 Auf das Bett gehoben, Muttermund bei 10 Zentimetern: “Sie dürfen pressen!”

06:00 Mein Mann kommt wieder.

06:13 Unser kleiner Sonnenschein ist da und tut seinen ersten Schrei. Ich weine, mein Mann bedankt sich bei mir.

Wegen Corona muss er um 8:00 gehen, die Kosten im Parkhaus sind überschaubar. Er kommt damit nur zwei Stunden später als sonst zur Arbeit.