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Alexandra Philipps

von Alexandra Philipps

Story
Aichtal 2024


‚Das wird ihr Tage, Wochen, Monate wie auch immer helfen. Achten Sie darauf, wie sie sich verhält, ob sie Schmerzen hat.‘

Ella schluchzte, nickte und nahm das Kortison und die Schmerzmittel entgegen.

Im Auto schaute sie nach hinten. Lilly war genervt von dem Tierarztbesuch, schien aber froh zu sein, dass er vorbei war. Was für ein Glück sie doch hatte, dass sie das alles nicht verstand. Leben, nichtleben, sein, nichtsein. Gesund sein, krank sein. Das spürte sie allerhöchstens.

‚Worauf hast du heute Lust? Ich habe mir freigenommen. Wollen wir ausreiten gehen? Blondie kann die Bewegung gut vertragen.‘

Der Stall liegt auf dem Weg vom Tierarzt nach Hause. Ella sattelte ihn flott. ‚Weißt du, jetzt ist vollkommene Aufmerksamkeit auf Lilly gerichtet, nicht auf dich. Tut mir leid, aber das musst du verstehen, verstehst du das?‘. Wahrscheinlich nicht. Egal.

Lilly bellte oder eher wuffte. Als Welpe konnte sie ewig lange nicht bellen, dann klappte es so halb und jetzt ist es ein angenehmes dumpfes ‚Wuff Wuff‘. Das sie vor allem einsetzt, wenn sie sich freut. Wie auf den Ausritt jetzt, bei dem sie nebenher hoppelte und wuffte. ‚Wuff Wuff‘ feuerte Ella sie an. ‚Wuff Wuff‘ kam zurück. Gerade blühte alles auf. Nach einem regenreichen Winter trotzten die Bäume vor Üppigkeit und Pracht. Grün in allen Tönen nahmen Wald und Wiesen ein. Ella spürte die leicht kühle Luft, die schwache Sonne an den Wangen und atmete durch. Blondie ging in einem gemächlichen Schritt und Lilly hoppelte mal vor, mal hinter ihm und freute sich von allen am meisten. Sie ritten über Feldwege, durch eine Unterführung in den Wald, galoppierten die übliche Galoppstrecke und trotteten durch eine andere Unterführung wieder zurück. Lilly war mehr als ausgelastet danach. Ella sattelte Blondie ab, stellte Wasser für den Hund bereit und rührte Mineralfutter mit Kräutern an.

‚Glaubst du an den Hundehimmel?‘

Lilly schaute mich an und hob die blonden kleinen Schlappohren.

‚Ich wünschte ich könnte daran glauben. Tue ich aber nicht.‘ Obwohl sie erst ganz kurz daheim waren, floss unter Lillys braunem Flauschkörbchen eine größer werdende Pfütze. Der Krebs schien die Inkontinenz zu verstärken. ‚Komm Mäusi, steh bitte kurz auf. Ich lege neue Unterlagen drauf.‘







© Alexandra Philipps 2024-05-09

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Emotional, Unbeschwert