20 Pfennige.

Zoé Paula Minhoi Schmidt

von Zoé Paula Minhoi Schmidt

Story

Zieht sich also für 20 Pfennig so eine Plörre. Widerlich spritzt der Kaffee neben dem Becherrand umher. Zündet sich wieder eine Zigarette an und stellt sich an den Stehtisch, der mit Eiswerbung bedruckt ist. Sich augenscheinlich in Gedanken verlierend, stützt der junge Mann seinen Kopf in die Hände, während er seine Ellenbogen auf dem Tisch ablegt. So verweilt er dort, ich weiß nicht, wie lange.

Drei Ecken weiter wacht Murphy gerade auf und stellt fest, einen Mordskater zu haben. Neben ihm liegt eine Frau, die noch schläft. Blond und mit einem Körper, der nicht von schlechten Eltern stammt. Der spageldünne Murphy steht stöhnend vor Schädel auf, seine mal weiß gewesene Speedo-Unterbuchse sieht aus, als habe er sie selten gewaschen und schon einiges mit ihr erlebt. Von Brustbehaarung keine Spur. Drei Haare um jeden Nippel. Er streckt sich und tapert ächzend und widerwillig in die Küche, in der noch der Rausch aus den frühen Morgenstunden und auf dem Tisch die halb leeren Bierflaschen stehen. Er schiebt die Bierflaschen zur Seite und nimmt mit zittriger Hand die versiffte Bialetti, klopft den Kaffeesatz von gestern, der schon schwarz vom Eintrocknen ist, in den nach kaltem Rauch riechenden Müll, presst neuen Kaffee hinein und stellt es auf den fleckigen Gasherd. Es sieht aus, als habe er Bolognese gekocht. Überall rote Spritzer, manche auch schwarz durchs Anbacken. Er holt, während er sich gähnend streckt, eine Mischung aus Dreck und Flusen aus seinem Bauchnabel, riecht da-ran und rümpft angewidert seine spitze Nase. Die Kopfhaut unter dem kurz geschorenen Haar kräuselt sich. Der Ekel muss groß sein. Es brodelt in der Bialetti. Er bringt der blonden Nacktheit Kaffee ans Bett.

© Zoé Paula Minhoi Schmidt 2022-08-08