von Christine Amon
Manchmal muss ich mich einfach furchtbar ärgern!
Natürlich zwingt mich niemand dazu, ich ärgere mich durchaus freiwillig. Aber es gibt halt so Situationen, die sind einfach ärgerlich! Und wenn ich mich darüber ärgere, dass ich mich ärgere, dann finde ich persönlich das noch blöder, drum ärgere ich mich lieber weiter über den eigentlichen Anlass.
Aber natürlich macht einen das nicht wirklich attraktiver. Wenn man zwanzig ist, sieht das vielleicht noch liebenswert aus, wenn man das Gesicht in Falten zieht, aber mit über fünfzig Jahren sieht man dann nur mehr drein wie ein alter Griesgram.
Doch letztes Jahr fiel mir etwas ein! „Ich hab’s“, rief ich aus und ich glaube fast, man sah Sternchen wie bei Wickie, so begeistert war ich von meiner Idee! Ich schreibe Geschichten über meine ärgerlichen Episoden! Und irgendwann mache ich ein Buch draus. Weil in Wirklichkeit ist das meiste, das einen ärgert, sogar ein bisschen lustig, zumindest, wenn man es aus einem gewissen Abstand sieht. Und wenn man darüber schreibt, dann vergisst man, dass man selber vielleicht eine etwas unrühmliche Rolle gespielt hat in der Geschichte.
Meine Familie reagierte ganz unterschiedlich. Mein jüngerer Bruder sprach: „Liebe Christl, ich möchte in deinem Buch nicht vorkommen!“ Ein wenig war ich schon beleidigt über seine Reaktion, aber vielleicht habe ich ihm früher zu kecke Geburtstagsgedichte geschrieben….
Meiner Schwester erzählte ich gleich gar nichts von meinem Plan, denn sie möchte ja nicht einmal ein Geburtstagsgedicht von mir!
Der große Sohn sah mich so skeptisch an, als ich ihm von meiner Absicht erzählte, dass ich ihm freiwillig versprach, dass ich nichts über ihn schreiben werde!
Einzig allein mein Mann, der, wie die allermeisten Männer seine Frau gerne glücklich sieht (jedenfalls wenn es seinen eigenen Komfort nicht allzusehr einschränkt), ermutigte mich: Ja, schreib nur! Ich weiß doch, dass du das gerne tust!
So begann ich damit, mir Notizen zu machen. Auf dem Kalender, auf dem Smartphone, überall halt. Aber wirklich eine Geschichte zu schreiben, dazu konnte ich mich nicht aufraffen.
Erst als ich im Radio von diesem Geschichten-Portal „story one“ erfuhr, setzte ich mich am Wochenende an den Computer und begann zu schreiben.
Aber als ich den Wörterzähler drüberließ, kam die Ernüchterung: Das waren viel mehr als 2500 Zeichen! Das schaffe ich nie, mich so kurz zu fassen!
Doch – es war viel einfacher als ich dachte. Bei jedem Drüberlesen fielen mir Sätze ein, die man ganz leicht weglassen konnte. Ich mag ja selber nicht mehr so viel lesen. Früher habe ich dicke Wälzer verschlungen. Aber spätestens seit ich die Lesebrille suchen muss, wenn ich lesen will, bin ich zusehends ungeduldig, wenn jemand nicht auf den Punkt kommt! Und so beschränke ich mich selber gerne.
2000 bis 2500 Zeichen sind genau die richtige Länge für eine ordentliche Geschichte!
© Christine Amon 2019-04-11