*4* Blumen, die aus Büchern wachsen …

Ulrike Nikolai

von Ulrike Nikolai

Story

Gierig trank er das halbe Glas mit fast einem Schluck aus, bevor er mir lächelnd die erwartete Frage stellte: „Also, nun zu den Samen. Welcher Art sind die Bücher, aus denen Ihre Pflanzen wachsen?“

„Was ich besonders gern lese, sind Bücher, die Lebensweisheiten enthalten oder hier und dort philosophische Züge haben, aber auch solche, die außergewöhnliche Lebenssituationen darstellen. Dann mag ich Bücher, die mich berühren, weil ich gerade in einer ähnlichen Lage bin. Da klingt dann ganz viel in mir mit und ich fühle mich oft animiert, eigene Erlebnisse oder Erfahrungen aufzuschreiben.“

„Aha. Können Sie mir konkrete Bücher nennen? Vielleicht ein paar Beispiele? Oder Autoren?“

„Klar, was mir auf Anhieb einfällt, sind Bücher von Autoren wie Paulo Coelho oder Jostein Gaarder, um Beispiele für philosophisch durchwirkte Werke zu nennen. Sie haben sicher mal von Sophies Welt gehört?“

„Ja klar, auch Coelho ist mir ein Begriff. Da werden dann häufig Wege aufgezeichnet, die zu einer grundlegenden Erkenntnis, zu einem inneren Wandel führen, wie etwa in Der Alchimist. – Und was haben Sie zu außergewöhnlichen Lebenssituationen gelesen?“

„Ich möchte jetzt nicht die Leseliste meines Lebens hervorholen. Woran ich mich aber zum Beispiel noch gut erinnere, ist das Buch Die letzte Fassade von Burkhard Spinnen. Eines dieser Bücher, in denen ein Autor oder eine Autorin erzählt, wie er oder sie mit einer schwierigen Situation umgeht. In diesem Buch geht es um eine demente Mutter und da ich gerade in der gleichen Situation war, hat es mir natürlich ständig sozusagen in den Kopf gepiekst und ich fühlte mich sehr motiviert, selbst anzusetzen und Texte dazu zu schreiben. Was ich auch sehr gern mag, sind Bücher, die skurrile Geschichten beinhalten. Da kommt dann oft meine eigene Fantasie in Wallung und ich möchte am liebsten sofort loslegen.“

„Lesen Sie auch Klassiker und fühlen sich durch sie inspiriert?“ – „O ja, da fällt mir gerade ein Werk von Martin Walser ein, der ja so unglaublich negativ schreiben konnte. Meßmers Momente … eine Sammlung von Gedanken, die ihn als Miesepeter ohnegleichen dastehen lassen. Inzwischen lebt er ja nicht mehr, was nichts zur Sache tut. Dieses Buch jedenfalls verführte mich zu Kontrapunkten, denn zu vielen Gedanken fiel mir etwas Positives ein, das seine Gedanken quasi ausbalancierte. Das hat richtig Spaß gemacht.“

„Das kann ich mir vorstellen. Sind es denn ausschließlich Texte, die Sie inspirieren?“

„Aber nein! Es gibt unzählige Lebensmomente, die meinen Gedankenapparat in Gang setzen. Leider habe ich für diese Fälle kein Aufzeichnungsgerät im Kopf, denn oft verflüchtigen sich spontane Formulierungen, die mir gut gefallen, schnell wieder. – Aber von einem Autor MUSS ich Ihnen noch unbedingt erzählen.“

„Von mir aus gern …“

© Ulrike Nikolai 2024-02-12

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