5. Knödelchen und die Donauwellen

Annemarie Hülber

von Annemarie Hülber

Story

Mö! Hier ist Knödelchen. Hertha, Alex und ich sind gerade in Linz. Das ist in Oberösterreich. Wollt ihr wissen, wie wir hergekommen sind?

Hertha und ich haben den Alex bei der Schiffsanlegestelle bei der Reichsbrücke getroffen. Da habe ich zum ersten Mal die Donau gesehen. Wow, das ist ein mächtiger Fluss. Wir haben dann das Donauweibchen gesucht, so hieß unser Schiff. Ein schönes kleines Schiff. Mit Liegestühlen und Tischchen an Deck, mit Sonnenschirmen und einer bunten Lichterkette. Vorne am Bug war eine Holzfigur angebracht, eine Nixe, das Donauweibchen.

Kommt an Bord, ihr Landratten, hat jemand gerufen. Das ist Heinrich gewesen, der Kapitän. Heinrich hatte schon vom Leopold gewusst, dass ich unbedingt nach Vorarlberg muss. Er hat sich gefreut, dass er uns ein Stück mitnehmen kann. Der Heinrich fährt zwischen Wien und Linz hin und her und transportiert Ausflügler und ihre Fahrräder. Da hat er mega viel zu tun. Er muss das Schiff lenken, Gäste ein- und aussteigen lassen, Getränke und Fahrkarten verkaufen. Hertha und Alex haben geholfen. Hertha hat Getränke verkauft, und Alex und ich durften auf die Brücke zum Kapitän. Von der Brücke aus wird ein Schiff gesteuert. Als wir abgelegt haben, hat es ganz schön geschaukelt. Mamma mia, mir ist ein bisschen schlecht geworden. Ich glaube, ich hatte auf der Praterwiese zu viel gefressen (rülps, entschuldigt). Heinrich hat gemeint, das sind die Donauwellen, an die muss man sich gewöhnen. Frische Luft und tief durchatmen hilft. Es ist mir dann auch gleich wieder besser gegangen. Hertha sagte, die Donauwellen aus der Konditorei sind ihr lieber, das ist nämlich ein Kuchen.

Wir mussten dann auf dem Weg nach Linz durch viele Schleusen fahren. Das war echt aufregend und der Alex durfte sogar das Steuerrad vom Donauweibchen halten. Schleusen sind so eine Art Lift. Heinrich hat erklärt, dass Schiffe nicht über einen Berg fahren können. Also werden sie in der Schleuse angehoben oder hinuntergelassen.

Durch die Wachau sind wir auch gefahren. Das ist eine besonders schöne Gegend an der Donau. Der Heinrich hat seine Musikanlage aufgedreht und eine Frau hat gesungen, von einem Mariandl aus dem Landl mit einem Bandl. Oder so ähnlich. Die Hertha und einige andere Fahrgäste haben mitgesungen. Als es am Abend dann dämmrig wurde, hat der Heinrich die bunte Lichterkette eingeschaltet. Das war wirklich sehr stimmungsvoll. Sehr spät am Abend waren wir in Linz. Schlafen durften wir auf dem Schiff. Tief und fest, wie richtige Seebären.

Jetzt treffen wir gleich jemanden, der uns mit seinem Lieferauto ein Stück mitnimmt. Der Hubert sucht uns Mitfahrgelegenheiten. Das macht er mit diesem Netz in seinem Hendi. Da kann er ganz viele Leute erreichen. (Ob er die mit dem Netz fängt?) Die kennen dann wieder andere Leute und so weiter. Na ja, ich bin schon neugierig, ob das funktioniert.

Jetzt müssen wir aber los. Auf Wiedersehen, Kapitän Heinrich! Schiff ahoi und allzeit ruhige Fahrt. Vielen Dank fürs Mitnehmen.

© Annemarie Hülber 2021-08-02

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Romane & Erzählungen
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