An dem Tag, an dem mir der Morgen zulÀchelte

Daniela Noitz

von Daniela Noitz

Story

… und ich sein LĂ€cheln erwiderte, da war es mir, als wĂŒrde ich das Leben endlich beginnen wahrzunehmen. Dabei ist es doch so aufdringlich in seiner PrĂ€senz. Überall um uns, sprießend, blĂŒhend, fließend, zuwendend, und das LĂ€cheln schenkend. Und ich sah es. Sonst war ich nicht da, es zu sehen. War bei dem, was es noch zu tun galt, was aufgearbeitet, abgearbeitet, vorgearbeitet werden musste. War beim Gehen, Fahren schon mit dem Gedanken am Ziel, doch nicht da. Aber als ich es schaffte da zu sein, da sah ich auch das LĂ€cheln. Als ich mich der sich darbietenden PrĂ€senz öffnete, wurde auch ich prĂ€sent. Und ich genoss den Duft und die Farben, und ich erwiderte das LĂ€cheln.

Ein neuer Morgen, das ist nichts Ungewöhnliches. Er kommt, unausweichlich, scheinbar. So wie ich mich nicht wundere, dass der Stein zu Boden fĂ€llt, wenn er fĂ€llt, dass der Boden unter meinen FĂŒĂŸen hĂ€lt, wenn ich darauf stehe, denn es ist so. Stete PrĂ€senz, die ich als gegeben, selbstverstĂ€ndlich hinnehme. Bis ich das LĂ€cheln wahrnahm, als PrĂ€senz des neuen Tages, in dem die Verheißung lag, diesen neuen Tag eine Chance zu haben, nicht nur ihn zu leben, sondern ihn mit Lebendigkeit zu erfĂŒllen, staunend, hoffend und lĂ€chelnd. Und das war mein LĂ€cheln als Erwiderung. LĂ€chelnd der einfachen Tatsache, lĂ€chelnd der Möglichkeiten, die die BanalitĂ€t aufbricht und mich vordringen lĂ€sst zum Wunder des Lebens, meines Lebens, an jedem einzelnen Tag, der sich mit dem Morgen öffnet.

An dem Tag, an dem …   
…. Du mir zulĂ€cheltest,

und ich Dein LĂ€cheln erwiderte, da war es, als wĂŒrde ich Dich zum ersten Mal sehen. Dabei war es doch schon zuvor geschehen, warst Du prĂ€sent. Du warst um mich, unendlich in Deinem Du-Sein und Eigen-Sein, in Deinem Dich mir zusprechen, und mir ein LĂ€cheln schenkend. Und da sah ich es. Sonst war ich nicht da, es zu sehen. War bei meiner Angst, dass es passieren könnte, dass Du mich anrĂŒhrst, mich bewegst und mich umgibst, war die Angst, dass die BerĂŒhrung schmerzhaft sein könnte. Wenn ich mich verschließe, dann kann mir nichts passieren. Dann kannst Du nicht an mich heran und mir nichts tun. Es kann kein Schmerz sein. Es kann auch keine Heilung sein. Schmerz kann Dein Zugriff sein. Aber auch Heilung. Was es sein wird? Ich sehe Deine PrĂ€senz, und die Verheißung. Es kann das Alles sein, sehe ich in dieser Verheißung. Es kann alles sein, ErfĂŒllung und VerĂ€nderung und Erweiterung und Lebendigkeit, all das, wenn ich mich einlasse auf die Verheißung, die in Deiner PrĂ€senz liegt, oder ich kann eingesperrt bleiben, dort, wo mir nichts passieren, aber auch nichts geschenkt werden kann.

Und so ließ ich mich ein, entschloss mich und mich auf, öffnete mich Dir hin, sodass ich auch Dir prĂ€sent war, in einer PrĂ€senz, die die Verheißung in sich trĂ€gt.

Und es begann damit, dass ich Dein LĂ€cheln erwiderte.

© Daniela Noitz 2024-02-09

Genres
Romane & ErzÀhlungen
Stimmung
Emotional, Hoffnungsvoll
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