von Norbert Netsch
Es gibt absolute Traumberufe und einer davon ist bestimmt Sportreporter, wobei man natürlich einschränken muss: nur für sportlich sehr interessierte Menschen.
Andreas Felber ist zweifelsohne so ein Mensch und sogar selbst unfassbar sportlich, was gar nicht so häufig vorkommt. Ich kenne mich zwar in diesem Bereich nicht wirklich aus, glaube aber, dass es Passiv-Sportler und Aktiv-Sportler gibt und dass sich diese beiden Interessenslagen eigentlich gegenseitig ausschließen müssen. Wer viel Sport passiv konsumiert, dem fehlt die Zeit für die aktive Ausübung und umgekehrt. Lösen lässt sich dieses Problem nur dann, wenn man die passive Seite im Berufsleben abdeckt, dann hat man in der Freizeit ausreichend Zeit, auch noch selbst Sport auf hohem Niveau zu betreiben.
Das gelingt Andreas Felber, der als Tennisspieler unter den Top 100 in Österreich war, einen Marathon-Lauf in der Zeit von zwei Stunden und 47 Minuten geschafft hat und sogar einen Ironman Austria unter 10 Stunden abschließen konnte.
Im Podcast fällt auf, dass Andreas Felber ein wirklich zufriedener und sogar richtig glücklich wirkender Mensch ist. Das ist er natürlich deshalb, weil er seit über 30 Jahren beim Österreichischen Rundfunk eine hoch angesehenen Arbeit in verschiedensten Bereichen der Sportredaktion leistet, das ist er aber auch deshalb, weil er sich sehr rasch damit abfinden konnte, dass er es in den Spitzensport einfach nicht schafft.
Das widerlegt den fordernden Satz, man könne alles erreichen, wenn man nur wolle. Ich habe an diesem Satz immer gezweifelt und fände besser, wenn man sagt, dass man nur das erreichen wollen soll, was man auch tatsächlich erreichen kann. Dann ist man genauso glücklich. Andreas Felber lebt das vor und erklärt auch als Experte, wo das Problem liegt:
Er war einer der hundert besten Tennisspieler Österreichs und trotzdem hätten ihn noch „Lichtjahre“ von den besten Spielern der Welt getrennt. Das lag an seiner Schlagtechnik, an seinem dünnen Nervenkostüm und an der mangelnden Bereitschaft, alles im Leben dem Sport unterzuordnen. Als Jugendlicher hatte er eine Freundin, mit der er auch noch ausreichend Zeit verbringen wollte. Hätte er darauf verzichtet, wäre er wegen der Probleme eins und zwei ebenfalls kein Spitzensportler geworden, hätte aber auch noch eine von viel Verzicht geprägte Jugendzeit gehabt.
Das nenne ich wahre Lebenskunst. Es geht nicht um den großen Erfolg, sondern es geht darum, dass man das macht, was man machen kann und damit zufrieden und glücklich wird. Dieser Grundsatz lässt sich auf alle Lebensbereiche generalisieren. Als Schriftsteller könnte man darüber verzweifeln, dass man keinen Verlag findet, der die mühsam erstellten Werke veröffentlichen will oder man veröffentlicht sie einfach selbst bei Story.One und freut sich auch schon, wenn der Buchverkauf ins Zweistellige kommt und man einige wenige Kommentare lesen darf, die andere über die veröffentlichten Texte schreiben.
© Norbert Netsch 2022-07-18