Asakala – Erinnerung an Jad Turjman

Halimah Alsharif

von Halimah Alsharif

Story

Auf meinem Schreibtisch liegt das Buch “Wenn der Jasmin auswandert – Die Geschichte meiner Flucht“. Geschrieben hat es der ehemalige syrische Flüchtling Jad Turjman . Besonders freue ich mich über seine Widmung. “ Für Halimah. Die Stimme der Frau ist eine Revolution”, schrieb er in schönster arabischer Kalligraphie.

Jad kam Ende 2014 nach einer sehr gefährlichen Flucht von Damaskus nach Österreich – ein Jahr bevor ich mit meiner Familie von Syrien nach Österreich gekommen bin. Dazu hatte er sich entschlossen, weil er nicht im Krieg kämpfen und Menschen töten und dabei sein eigenes Leben riskieren wollte. Eigentlich wollte er nach Schweden, blieb aber in Salzburg „hängen“ und lernte in Rekordtempo Deutsch. Schon vier Jahre später schrieb er sein erstes Buch. Es wurde ein großer Erfolg.

Ich freute mich sehr, dass Jad meine erste Geschichte “ Danke, Salzburg!”, die in den Salzburger Nachrichten und in dem Story.one-Buch “#salzburglove”, veröffentlicht wurde, gelesen hatte. Er repostete und likte sie auf Facebook. So wurde ich zum ersten Mal auf ihn aufmerksam. Persönlich lernte ich ihn heuer im April bei einer Lesung im kleinen Rahmen bei “fairMATCHING” kennen. Das ist eine Organisation, die Arbeitsplätze für Flüchtlinge vermittelt. Er las einige Ausschnitte aus seinem neuen Buch “Der Geruch der Seele”, einem Liebesroman, beantwortete Fragen und erzählte einige Anekdoten aus seinem Leben.

Eine gefiel mir besonders gut. Jad, so erzählte er, lebte nach seiner Ankunft in Salzburg in einem Flüchtlingsheim in Berndorf. Er wollte so schnell wie möglich Deutsch lernen, am besten so wie die Einheimischen. Weil er wissen wollte, was man im Dialekt zur Begrüßung sagt, hörte er der Kassierin ganz genau zu. “Asakala!”, sagte sie. Das klingt ja fast Arabisch, dachte sich Jad und murmelte “Asakala, asakala, asakala” vor sich hin, damit er das Wort nicht mehr vergisst.

Als er ins Quartier zurückkam, probierte er die Wirkung gleich aus. Er begrüßte seine Betreuerin mit “Asakala!” Aber sie verstand ihn im ersten Moment nicht. Nachdem er ihr erklärt hatte, was er meinte, brach sie in schallendes Gelächter aus. (Habt Ihr’s schon gecheckt, was “Asakala” bedeutet?)

Am 23. September 2022 wurde im Literaturhaus in Salzburg sein neuestes Buch “Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt – Wie ich gelernt habe, die Heimat in mir zu finden” präsentiert. Jad konnte nicht dabei sein. Er war am 29. Juli beim Bergsteigen am Hohen Göll tödlich verunglückt. Ich bin noch immer traurig.

© Halimah Alsharif 2022-08-04