von Samira
Mein Mann bringt die Post mit und es ist eine Einladung zu einer Hochzeit dabei. Na schau, der Sohn meiner älteren Schwester heiratet. Er und seine Lebenspartnerin haben sich den 11. Mai 2002 für das JA-Wort ausgewählt und nach der kirchlichen Trauung wird in einem Gasthof im oberbayerischen Holzkirchen gefeiert.
Zusätzlich zu unserem liebevoll ausgewählten und verpackten Geschenk möchten wir das Brautpaar und seine Gäste mit einer Bauchtanzeinlage überraschen.
So kam es, dass mein Mann alles technisch Erforderliche mit der Hochzeitskapelle klärte, während ich mich umkleidete und schmückte.
Dann war es so weit, das musikalische Entrée erklang und ich machte mich, eingehüllt in meinen Schleier, durch den Nebenraum auf den Weg zur Tanzfläche. Alle sahen aufmerksam zu mir herüber und voller Freude begann ich mit meiner Vorführung. Jedoch war es mit der Freude schnell vorbei.
Zu Beginn meiner Performance stand mein Schwager noch mit laufender Videokamera bereit, aber als er sah, dass es „nur“ ich war, beendete er das Filmen schlagartig und ging zurück an seinen Platz. Unwillkürlich schaute ich ihm nach und sah meine ältere Schwester, die sich die Ohren zuhielt. Ich dachte mir: Nichts anmerken lassen, lächeln und weitertanzen.
Das Brautpaar gab nach meinem Tanz ein höfliches DANKE von sich, aber von vielen der anderen Gäste – vor allen Dingen von der Schwester meines Schwagers – bekam ich herzliche Resonanzen und ein sehr positives Feedback.
Ein Onkel der Braut meinte dann noch in Richtung der am Brauttisch sitzenden Verwandtschaft: Da habt Ihr Euch ja echt in Unkosten gestürzt, denn so eine professionelle Bauchtanzvorführung kostet schließlich einiges. Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht geschleudert: Hey, das war ein Teil unseres Hochzeitsgeschenks!
Mein Mann zog mich in seine Arme und sagte nur: Alles gut, es war wunderschön und ich liebe Dich! Ich fragte ihn, ob er denn wenigstens Gelegenheit hatte, einige Fotos zu machen und er nickte eifrig mit dem Kopf. Schön, dann haben wir wenigstens eine kleine Erinnerung an diesen Tag.
Leider endete der Abend auch noch damit, dass uns unsere Kleinbildkamera, nebst sämtlichen Filmen, vom Tisch, den wir während der Hochzeitsfeier innehatten, entwendet wurde, während wir das Brautpaar verabschiedeten.
So bleibt uns nur die Erinnerung und eine Erfahrung mehr, wie es im Leben zugeht, denn von dem Fotoapparat haben wir nie mehr etwas gesehen oder gehört und auch nicht ein einziges Foto als Andenken. Mit diesem Hintergrund entstand die Überschrift dieser wahren Geschichte.
© Samira 2021-09-07