von Eva Filice
„Auf der Simmeringer Had´, hat´s an Schneider verwaht . . .“
Wo ist die Simmeringer Had`? Und was ist die Had´? Und was macht ein Schneider dort? Verwaht? Passt das Bild der Votivkirche her?
„Es g’schicht ihm schon recht, warum sticht er so schlecht.“
Also der Reihe nach: Simmering heißt der 11. Wiener Gemeindebezirk im SO Wiens. Had ist ein Dialektwort und bedeutet Heide/Haide, darunter versteht man ein unbebautes Land, eine freie Fläche, wo es meist auch sehr windig ist. Was ist mit dem Schneider dort geschehen? verwaht ?( aufgehängt)
Dieses Spottlied über die Hinrichtung galt dem unzufriedenen Schneider Johann Libényi, der 1853 ein Messerattentat auf Kaiser Franz Joseph verübte. Das Messer rutsche auf einer Schnalle der Halsbinde ab und der Kaiser überlebte. Der Passant Josef Ettenreich überwältigte den Schneider, dafür wurde er in den Adelsstand erhoben. Den Schneider ereilte der Tod durch den Strang. Maximilian, der Bruder Kaiser Franz Josephs, ließ die Votivkirche an der Ringstraße erbauen. Er selbst nahm später als Kaiser von Mexiko ein böses Ende.
Das Dorf Simmering wurde 1890-1892 mit dem Vorort Kaiserebersdorf, später auch mit dem Ort Albern, ein Teil Wiens. Bei genauerer Betrachtung hat Simmering einiges zu bieten. Die Stadterweiterung lässt aus den ehemaligen Vororten heute moderne Wohngebiete entstehen. „Simmeringer Haide“ ist eine eigene Autobahnausfahrt und führt in das weite Gebiet der Wiener Gärtnereien, die die Versorgung der Wiener Bevölkerung mit Gemüse garantieren.
Dem Zentralfriedhof, dem zweitgrößten Friedhof Europas, widmete Wolfgang Ambros, ein Wiener Liedermacher, 1974 zum 100-jährigen Bestehen das zum Kult gewordenen Lied „Es lebe der Zentralfriedhof“. „Mit dem 71-er fahren“ wird in Wien scherzhaft auch als Synonym für Sterben verwendet, denn die Straßenbahnlinie 71 verbindet das Zentrum mit Simmering. Die Jugendstilkirche und Gräber vieler Persönlichkeiten sind ein Anziehungspunkt für Besucher:innen. Der Friedhof der Namenlosen im Bereich des Alberner Hafens dient als letzte Ruhestätte für Menschen, die in der Donau ihr Leben beendeten.
Prägend für Simmering sind auch die Mautner-Markhof-Fabrik, das Concordia-Schlössl sowie das Schloss Kaiserebersdorf (heute Strafvollzugsanstalt). Das ehemalige Renaissanceschloss Neugebäude ließ Kaiser Maximilian II. 1587 errichten. Es befindet sich gegenüber dem Zentralfriedhof und beherbergt das Krematorium und einen Urnenhain. Maximilian brachte auch den ersten Elefanten nach Wien.
„Auf der Simmeringer Had´, hat´s an Schneider verwaht, das g´schieht ihm scho recht, warum sticht er so schlecht. Mit der Nadel samt dem Öhr, samt dem Zwirn und der Scher. Allen sei es a Lehr, er lebt nimmermehr, und Leut´ln hurchts auf, der Wind hört schon auf, gang er allerweil so furt, wa ka Schneider mehr durt.“
© Eva Filice 2023-11-26