Um wohin zu gelangen? Zum inneren Selbst? Gut möglich. Zeigt der Verstand jemals die Wahrheiten auf, die wir so dringend bedürfen? Viele von uns erkennen es: Es liegt bei jedem Einzelnen, den Weg der Liebe einzuschlagen. Wenn, es pathetisch klingen mag. Wir sind keine Einzelgänger, haben uns in der Gemeinschaft entwickelt, dass Teilen von Wissen und materiellen Gegenständen zur Normalität gehörte. Doch Machthunger hat uns eingeholt, überrollt, indem sich der Einzelne immer wichtiger empfand und sich auf Kosten anderer hervorhebe. Aber ist es geeignet, mit Anschuldigungen fortzufahren? Lassen wir die Schuldzuweisungen hinter uns. Es ist an der Zeit, zu unseren Wurzeln zurückzukehren. Die Eitelkeit hält uns davor zurück. Ich zumindest war lange Phase davon geblendet, maßgebend auf die Meinung meiner Umgebung fixiert, wie ein Süchtiger nach falsche Harmonie.
Alte Glaubenssätze werden von versteiften Mustern begrenzt. In geduckter Haltung ist es nicht möglich, über sich hinauszuwachsen und seine wahre Größe zu erfahren. Dieser Gedanke begleitet mich schon eine Weile und ich denke, dass ich damit nicht alleine bin, es vielen ebenso ergehe, längst seit Ewigkeiten. Es gibt jene unter uns, die sich trauen, mehr wahrnehmen als bloße Oberflächlichkeiten. Unterschwellig spüre ich es fragmentarisch seit meiner Geburt.
Nicht, dass ich etwas Besonderes bin, nein, jeder von uns trägt irgendetwas Besonderes in sich und diese Kraft und Energie mochten zusammenkommen. Zusammengeführt in Liebe und Ehrfurcht vor jedem Einzelnen von uns Erdbewohnern. All das Unausweichliche spitzt sich jetzt in einer nie da gewesenen Perversion zu. Ob gewollt oder ungewollt ist unklar, aber es passiert im Hier und heute. Das fahle Licht der Finsternis glitzert an deren Händen oder schmückt die Hälse, lässt die Gesichter am Bildschirm unseres selbst erwählten Gottes kaum erkennen. All diese Requisiten sind nicht zu verteufeln, nein, nur sollten diese, ihre Bedeutung von uns zurückerhalte, die sie wahrhaft haben. Nicht mehr und nicht weniger. Ich bin instabil, formuliere zaghaft, dennoch brennt es in mir. Wie ein Strom aus dem längst vergessenen Wissen alter Erinnerungen, die ich nicht gelebt haben kann – oder doch? – sprudelt es aus mir heraus. Verwirrung macht sich breit, sind es „-Verrückungen“, die jetzt ihr Dasein prolongieren. Es ist an der Zeit, unsere Herzen sprechen zu lassen. Neid und Gier, beiseitezuschieben. In Verbindung mit einem selbst zu treten, Versöhnung zu finden, die tief in uns verborgen auf ihre Befreiung wartet.
Der Friede erwartet mich, ohne Erwartungen zu stellen. Welch tröstlicher Gedanke, dies sei. Ungläubig? Nein, nicht mehr so sehr! Ich bin gar nicht darauf vorbereitet, mich nackt und ungeschützt zu ertragen. Will ich das überhaupt? Der Schlüssel liegt vor uns. Wir müssen uns nur selbst vertrauen, an uns glauben, dann potenziert sich das Gute von alleine.
© Bernhard Brandstätter 2021-12-18