Aus dem Leben eines Strawanzers 2.0 plus

Martin Wald

von Martin Wald

Story

So gut hat sie mir gefallen, diese Geschichte „Aus dem Leben eines Strawanzers“ (*) mit dem Dackel Nepomuk, so, dass ich sie hier ein wenig spiegeln möchte. Der Spiegel ist aber nicht eben, er hat Wölbungen hier und da, weil: dick bin ich nicht und kurze Beine habe ich auch nicht, nein, wirklich nicht. Aber ich esse genauso gerne wie der Dachshund und suche auch das ein oder andere Loch im Zaun. Aber der Reihe nach.

In der Schule trieb ich so dahin, war gut, aber nicht herausragend, Deutsch vielleicht einmal ausgenommen. In Noten: siehe Titel – ich hatte förmlich ein Abo auf eine Zwei plus. Und ich hatte Zeit – für andere Dinge: schon damals Musik und Sport, vieles habe ich ausprobiert, vieles hat mich interessiert, festlegen wollte ich mich nicht.

Musikstudium – schweren Herzens – ad acta gelegt, Zivildienst, dann Studium. Plötzlich hat die Zwei plus nicht mehr gereicht, interessiert hat es mich, gemacht habe ich sehr, sehr viel, ein Ziel das sich lohnte. Und trotzdem war dieser Hang zum Treibenlassen nicht erloschen. Arbeitsstellen waren damals Mangelware, trotz allem hatte ich mehrere Angebote, mehrere Löcher im Zaun, wenn man so will. In den Garten der Kinderheilkunde habe ich hineingeschaut, vor allem einen sehr interessanten Lehrer, einen unbequemen Querdenker, entdeckt und schon war die Entscheidung getroffen. Zufällig ist die Neonatologie Teil der Kinderheilkunde. So bin ich zu meinem beruflichen Lebensthema hingetrieben. Ein Glück. Es fasziniert mich bis heute.

Trotzdem laufe ich beruflich nicht immer unter Volllast, um dann jedoch im entsprechenden Moment die entscheidenden Reserven zu haben. Oberarzt bin ich geworden und nicht Chef, getreu dem Motto des ehemaligen deutschen Außenministers Genscher: „Ist mir doch egal, wer unter mir Bundeskanzler ist!“ Viel erreicht habe ich trotzdem für mich, immerhin bis nach Kiev hat es mich getrieben, ich kann etwas bewegen in meinem Fach, vor allem aber bin ich zufrieden.

Leidenschaft erfordert nicht Dauerpower. Leidenschaft entsteht, zumindest für mich, durch entspannte Konzentration mit Reserven für Situationen, die dies erfordern. Entspannt durchs Leben zu treiben und im entscheidenden Moment fokussieren zu können, vielleicht ist es das, was es ausmacht. Nach Löchern im Zaun schauen; wenn eins da ist: nichts wie durch, um zu entdecken, was dahinter ist. Zu weit hat mich mein Weg, im Unterschied zu Nepomuk, aber bisher nicht geführt, ich habe immer wieder zurückgefunden.

So kann ich nebenbei noch den ein oder anderen Radfahrer zersägen (sorry, das läuft dann nicht unter Zwei plus! Her mit der Reserve!) und manchmal auch Musik mit Berufsmusikern machen, ohne mich zu blamieren. Und jetzt schreibe ich hier ein paar Geschichten. Ihr ahnt es schon: Zwei plus, so zirka.

Zum Schluss eins noch: Plattgefahrene Wurschtsemmeln esse ich nicht. Niemals!

Mahlzeit!

© Martin Wald 2020-01-23