AUSSTELLUNGS-ERÖFFNUNG

Hubert Thurnhofer

von Hubert Thurnhofer

Story
Wien

Zufällig finde ich im Informationsdienst ESEL die Ankündigung der Eröffnung einer Aktionismus-Ausstellung im Museum Moderner Kunst (Mumok). Vor dem Eingang steht schon eine Schlange. Die Leute warten geduldig auf ihr Hakerl in der Anmeldeliste. Ich bin nicht angemeldet und stelle mich wahrheitsgetreu mit meinem Vornamen vor. Hubert mit stummen T. Die Empfangsdame fragt: Huber Andreas oder Michael? Ich entscheide mich für Andreas. Ich wollte immer schon einmal Andreas heißen.

Zur Eröffnung spricht die wiedergewählte Direktorin KK. Sie betet die Namen runter, die sich als Aktionisten Lorbeeren verdient haben, sie betet die Namen runter, die die Aktionisten gefördert haben, sie betet die Namen runter, die schon vor ihrer Zeit für das Mumok Werke von Aktionisten angekauft haben, namentlich EK, sie betet die Namen runter, die dem Museum Aktionsvideos geschenkt oder aufgedrängt haben, sie betet die Namen runter, die die Ausstellung kuratiert haben, sie betet die Namen runter, die die Projektoren installiert haben, sie betet die Namen runter, die die Presse informiert haben, sie betet die Namen runter, die das Buffet finanziert haben. Alles in allem so viele Namen wie in etwa Besucher der Ausstellung.

KK beweist, dass man den intellektuellen Nullpunkt noch unterbieten kann. Damit, ja, genau damit verdient ihre Ansprache Moody´s Triple A Rating: affirmativ, anbiedernd, anspruchslos. Der Vollständigkeit halber darf hier nicht unerwähnt bleiben, dass KK zu ihrem Auftritt auch zwei Pointen mitgebracht hat. Die zwei Pointen ihres Auftritts blieben von den meisten Besuchern unbemerkt. Nur aufmerksame Zuhörer konnten sie bemerken: es waren die Spitzen ihrer High Heels. Die waren echt steil!

Kann das alles gewesen sein? Darf das alles wahr sein? Obwohl ich selbst dabei war, kann ich es bis heute nicht glauben, aber jedes Wort dieser Satire entspricht den Fakten.

Der in der Laudatio besonders gelobte EK ist unter den Besuchern und ich nutzt die Gelegenheit, ihn mit der impertinentesten Frage zu konfrontieren, die man einem Experten stellen kann: Was ist Kunst? EK braucht für seine Antwort nicht lange nachzudenken: „Es gibt einen Konsens, dass wir nicht über Qualität von Kunst sprechen.“ Punkt. Die Begründung von EK für diese Diskurs-Verweigerung: „Wir sind weltweit eine kleine Minderheit und müssen solidarisch zusammen halten.“ Diskurs-Verweigerung als Schutzverhalten. Die Insider als geschlossene Schutzgmeinschaft gegen den Rest der Welt.

EK deutet an, dass er selbst bei manchen Ausstellungen (auch neueren Ausstellungen im Mumok) die Qualität der Werke nicht mehr nachvollziehen könne. Er deutet an, dass er selbst an der Ausarbeitung von Qualitätsmaßstäben arbeite und lässt mich wissen, dass er noch nicht wisse, ob diese jemals publiziert würden. Unser Gespräch unterbricht ein Freund von EK, der offenbar verspätet zur Eröffnung eingetroffen ist. „Jetzt hast du die Lobhudelei versäumt“, sagt EK zur Begrüßung seines Freundes ironisch aber wahrheitsgetreu.


© Hubert Thurnhofer 2024-01-14

Genres
Humor& Satire
Stimmung
Komisch
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