AYURVEDA EINMAL ANDERS

Micaela Hemesath

von Micaela Hemesath

Story

Wir treffen uns zum Fisch essen in der „Nordsee“ in der Getreidegasse. Wir wohnen beide in Salzburg und haben uns lange nicht gesehen. Nach unserer Heilpraktiker Ausbildung ging U. für einige Wochen nach Indien um Ayurveda zu lernen.

Sie ist um viele Jahre jünger, könnte meine Tochter sein. Wir haben schon etliche Kurse gemeinsam besucht und uns mit spitzen Nadeln malträtiert, als wir Blut abnehmen lernten. Immer hatten wir viel Spaß zusammen!

Ich freute mich sie gesund wieder zu treffen!

Dann kam ein verschämtes leises:“Ich bin schwanger“!

„WAS??“

„Willst du das Kind bekommen?“ Sie wollte!

Ich bewunderte sie! Alleinerzieherin, der Erzeuger ist weit weg in Indien und kann wohl nie seinen Vaterpflichten nachkommen.

Als wir uns trennten, versprach ich ihr eindringlich: „Ruf mich an, wenn du mich brauchst!“

Drei Uhr nachts, mein Telefon klingelt: „Du-u-u, es ist so weit!“

Wir wohnten ca. 15 Minuten entfernt und ich war in einer halben Stunde vor ihrer Tür im Halteverbot. Langsam gingen wir die Treppe runter und ich platzierte sie vorsichtig im Auto. Die Rückenlehne etwas zurückgestellt, der Sitzgurt eingehakt. Auf geht´s!

Nachts sind die Strassen frei und wir fuhren am Bahnhof vorbei, Bergheim, dann auf die Landstraße. Vor lauter Aufregung verpasste ich die Abfahrt nach Oberndorf, wo sie sich dort im Krankenhaus zur Entbindung angemeldet hatte.

U-Turn, wieder zurück und dann direkt vor den Haupteingang. Rollstuhl geholt und ab geht´s zu einer aufregenden, anstrengenden, (für sie natürlich mehr als für mich), unbeschreiblich intimen und wundervollen Geburt.

Ich wischte ihr den Schweiß von der Stirn in der Badewanne, hielt sie von hinten und ermunterte sie indem ich ihr den Rücken streichelte. Für mich als Frau, die selbst schon eine Geburt hinter sich hatte -(@ das Wunder des Lebens) – war es ein derart intensives Mitgefühl, dass ich oft selbst außer Atem kam.

U. war großartig, so großartig wie dann auch später, als sie sich tapfer als Alleinerzieherin um ihr Kind kümmerte und das Leben meisterte.

DANN WAR ER DA!

Ein bildhübscher Bub mit schwarzem Wuschelhaar und entzückendem Mündchen. Die Hautfarbe Milchkaffeebraun, keine Runzeln. Einfach ein Gesamtkunstwerk.

Mir wurde die Ehre zuteil, die Nabelschnur durchzutrennen. „Hallo kleiner Mann, willkommen im Leben“. Ich musste weinen vor Freude, Erleichterung und Stolz, dass ich an diesem elementaren Ereignis teilhaben durfte. Ich küsste meine Freundin auf die Hand, verabschiedete mich von den beiden und stieg benommen, überglücklich und todmüde in mein Auto.

Am nächsten Tag besuchte ich das neue Mutter – Sohn – Gespann und als die Schwester mich fragt, wer ich denn sei, konnte ich mir nicht verkneifen, spontan zu antworten: „Ich bin der Vater“! mit einer tiefen Stimme.

Alle lachten und ich durfte mich auch ein bisschen stolz an den beiden erfreuen!

Heute ist der „Bub“ 23 und immer wieder eine Freude für mich, seinen Werdegang zu verfolgen!

AYURVEDA IST TOLL!

© Micaela Hemesath 2020-04-27

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