Brot zum Essen ist wohl für alle Menschen eine existentielle Lebensvoraussetzung. Ein solches „Brot“ kann unter anderen klimatischen Bedinungen, in anderen Ländern, natürlich auch der Mais oder der Reis sein. Der Mensch braucht Brot, Reis, Mais um satt zu werden, um leben zu können.
Brot alleine aber ist nicht genug-Lebensqualität wird zwar auch, aber eben nicht nur durch das Satt-Sein bestimmt. Und so wage ich einfach die Behauptung, es gibt einen Hunger, der mit Brot nicht zu stillen ist. Wir alle sehnen uns auch nach Rosen.
Brot und Rosen-ein Bild, das mir immer wieder in der Literatur begegnet. Ich denke da an die Hl. Elisabeth, die Brot zu den Armen bringen wollte. Zur Rede gestellt wegen ihres Tuns, öffnete sie ihre Schürze und aus dem Brot waren Rosen geworden. Oder an die Geschichte, die man bei Rainer Maria Rilke nachlesen kann:
In den Straßen von Paris schenkte er einer Bettlerin eine Rose. Daraufhin sah man die Bettlerin tagelang nicht mehr an ihrem gewohnten Platz. Als die nach einigen Tagen wieder dort saß, fragte seine Begleiterin Rilke erstaunt, wovon denn die Bettlerin in diesen Tagen wohl gelebt habe. „Von der Rose“, antwortete er. Und mir kommt auch das Lied in den Sinn, in dem es heißt: „Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose erblüht…“
In der Bibel heißt es so schön;“ Der Mensch lebt nicht nur von Brot“. Wir Menschen können körperlich satt sein und doch hungrig bleiben, hungrig nach dem Schönen, der Erfüllung einer Sehnsucht, hungrig nach Zuwendung und Nähe. Und manchmal mag dieser Hunger nach Liebe und Erfüllung sogar ärger nagen als der Hunger nach Brot. Ich habe es selbst erfahren, so kann ich es auch bezeugen. Gerade diese Corona-Zeit zeigt es uns auch ganz deutlich.
B r o t und R o s e n – zwischen beidem besteht eine enge Beziehung. Den Menschen „satt“ zu machen, das alleine reicht nicht aus. Manchmal kann erst eine Rose den Hunger stillen.
Die Mächtigen, die Regierenden wissen natürlich um diese Sehnsucht der Menschen und machten sie sich immer schon zunutze. Brot und Spiele war die Parole im alten Rom, um die Menschen bei Laune zu halten.Sie wurden “unterhalten“, damit die Not und Leere ihres Lebens nicht so bewusst werden konnte. Sie lenkten ab um zu zerstreuen.
Viele Feiern sind getragen von “Brot und Rosen“. Wir teilen den Hunger miteinander, existentiell und sehnsüchtig- und jeder stellt seine Gaben zur Verfügung. “ Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt“ -das ist umfassend gemeint. Der, der Brot hat, möge von diesem Brot geben, der Liebe hat, möge sich anderen zuwenden… es wird nichts Unmenschliches von uns verlangt: Jeder gebe, was er hat und was er auch in der Lage ist zu geben.
Nun ist das alles blauäugig?
Ich gebe dir das Brot, das ich habe- und ich gebe es dir mit Herz. Mit dem Brot gebe ich dir aber auch die Rose. Das ist für mich die Stillung des Hungers auf einer ganz anderen Ebene. Davon kann ich leben.
© Hermann Exenberger 2021-05-14