(Triggerwarnung: Sexualisierung von Mädchen und Frauen)
der Erotikthriller mit Sharon Stone aus dem Jahr 1992, ist weltweit ein Begriff. Berühmt wurde der Film unter anderem wegen einer Verhörszene in der Stone lasziv die Beine übereinanderschlägt und für den Bruchteile einer Sekunde eine, mehr vermutete, Nacktheit zwischen ihren Beinen erkennen lässt.
Vor einigen Tagen thematisierte Stone erstmals in einem Podcast den Sorgerechtsstreit um ihren Sohn vor kapp 20 Jahren.
Der Richter soll Stone’s Angaben zufolge ihren Vierjährigen gefragt haben, ob er davon weiß, dass seine Mutter Sexfilme mache. Die Rolle in diesem Film wurde demnach gegen sie verwendet. Sie verlor den Rechtsstreit und für ihr Kleinkind wurde ihr lediglich ein Besuchsrecht zuteil.
Ist dieser Fall auch nur eines von unzähligen Beispielen sexueller Doppelmoral im Hinblick auf das Geschlecht?
Wir leben bis dato in einer Gesellschaft, die bereits Mädchen, die kaum älter als Zehn sind, sexualisiert. Es kommt noch immer vor, dass körperliche Veränderungen von Außenstehendenden lüstern bis abschätzig kommentiert werden.
Nicht nur dieses Verhalten lässt erkennen, dass weiblich gelesene Kinder noch bevor sich wirklich als Jugendlich gelten, zum potenziellen Sexobjekt, aufsteigen.
Durch die körperliche Wandlung vom Mädchen* zur Erwachsenen werden die jungen Menschen unter anderem sexuell attraktiv für das männliche Gegenüber und erregen ungewollt Aufmerksamkeit, die ihnen andernfalls oft verwehrt geblieben wäre.
Spätestens hier beginnt noch immer die Sexualisierung und Objektifizierung von Weiblichkeit und damit die männliche Machtausübung.
Internalisieren Frauen* ihre von frühester Jugend an gesellschaftliche sexualisierte Stellung und beginnen ihrerseits damit zu spielen und diese für Aufmerksamkeit, Vorteile und Macht einzusetzen, werden sie im besten Fall zur verehrt-verruchten Femme fatale, im Schlechtesten zur Hure, Neudeutsch auch Bitch genannt, abgestempelt und gesellschaftlich weitgehend geächtet.
Ist es nicht ein patriarchaler Akt von verabscheuungswürdigster Doppelmoral, wenn eine Gesellschaft, die einerseits das Weibliche überwiegend sexualisiert, jedoch andererseits Frauen beschämt, die ihre sexuelle Anziehungskraft für Vorteile nutzen und sei es als berufliche Schauspielerin?
Ist es dieselbe Gesellschaft, in der ein Mann die Position eines Richters innehaben kann, obwohl er einen Vierjährigen (!) nach Sexfilmen fragt?
Ist es diese Gesellschaft, in der einer Mutter unter anderem das Sorgerecht entzogen wird, weil sie beruflich und öffentlich ihre Reize zeigt?
Wurde in diesem Fall ein imaginärer Strick gedreht, an welchem die vorher begehrte Femme fatale dann öffentlichkeitswirksam als Flittchen baumelte, damit das Patriarchat mächtig obsiegen konnte?
© Marianne Kerschbaumer 2023-03-14