Beige ist nicht meine Farbe

Story

“Beige ist nicht meine Farbe!” Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz schon zu einer Verkäuferin gesagt habe, die mir wieder einmal etwas Beiges andrehen wollte, denn Beige würde mir bestimmt gut stehen zu meinen dunkelblonden Haaren und meinem blassen Teint und Beige wäre ja außerdem so edel. Ich weiß nicht, wer auf die Idee gekommen ist, Beige sei edel. Ich finde Beige nur fad. Und nein: Beige passt nicht für blonde, blasse Frauen. Ich habe aber vielmehr den Verdacht, diese meist sehr jungen Verkäuferinnen glauben mit Unsichtbarkeit nichts falsch zu machen, zudem bei einer älteren Dame, und außerdem dürften die faden beigen Sachen eben oft übrig bleiben, sodass sie diese im Auftrag der Geschäftsleitung extra anpreisen müssen.

Gut, aber nicht bei mir. Nach der erfolgreichen Abwehr des Beige-Angriffs geht die Sache in der fast immer gleichen Art weiter. Schon rein prophylaktisch lasse ich meinen nächsten Standardsatz folgen: „Und Braun gefällt mir auch nicht!” Denn so schnell kann man gar nicht schauen, wie die Verkäuferin mit irgendetwas Braunem in der Hand dasteht. “Und Blau auch nicht!” Das folgt als Nächstes aus meinem Munde. “Und in Orange sehe ich aus wie eine magenkranke Karotte!”

Spätestens ab da bin ich als schwierige Kundin enttarnt. Halbwegs erfahrene Verkäuferinnen lassen plötzlich von mir ab und wenden sich, so vorhanden, erfolgversprechenderen Kundinnen zu. Nur jüngere probieren es manchmal weiter mit hartnäckigen Versuchen à la: “Das glauben Sie nur. Braun und Blau würden Ihnen ganz großartig stehen!”

Nein, Braun und Blau stehen mir gar nicht! Ich weiß das seit Jahrzehnten. Man sollte meinen, alle Verkäuferinnen hätten doch irgendwann einmal einen Kurs besucht, in dem man mittels unter das Gesicht gehaltenen verschiedenfarbigen Tüchern ermittelt, wem welche Farbe steht. Farbberatung nennt man so etwas.

Vor vielen Jahren habe ich auch einmal so einen Kurs besucht, denn als junger Mensch lässt man sich ja noch leicht verunsichern. Die Beraterin gab zuerst eine theoretische Einführung, in der sie die Menschheit in Sommer- und Wintertypen einteilte. Ob es Frühlings- und Herbsttypen auch gibt, weiß ich nicht mehr, denn ich war etwas schockiert, als sie mich als Wintertyp bezeichnete. “Ich hasse den Winter!” rief ich, aber es nützte nichts, denn die gute Frau hatte recht. Überraschenderweise nämlich hatte ich mich damals schon als Wintertyp gekleidet, ohne zu wissen, was das ist, und ich bekam das Kompliment zu hören, bei mir müsse sie gar nichts ändern, denn ich hätte instinktiv schon die richtigen Farben gewählt. Was heißt hier instinktiv! Ich habe einfach Augen im Kopf!

Beige steht mir einfach nicht, genauso wenig wie Braun und Blau. Ich bin ein Wintertyp und meine Farben sind die kalten. Schwarz, Grau, Weiß in Maßen und alle Farbtöne von Rosa über Pink und Lila bis Violett. Rot nur mit Blaustich, Grün mit Gelbstich oder in Khaki, eventuell etwas Türkis. Die beste Farbe für mich ist aber immer noch Purple!

© 2022-10-21