Best friends

Thomas Schmitt

von Thomas Schmitt

Story
Irgendwo, im Rhein-Main-Gebiet 2023

„Und, wie isser so?“ Fabian König räkelte sich im Bett und musste tatsächlich kurz nachdenken. Er war noch gar nicht richtig wach und wollte erst einmal zu sich kommen. Durch das hohe Fenster ihrer Eigentumswohnung fielen Sonnenstrahlen ins Zimmer. Unter der hohen, stuckverzierten Zimmerdecke tanzten kleine Staubpartikelchen in der Luft, die von aufmunterndem Kaffeeduft erfüllt war. Fabian blinzelte in Richtung der integrierten Küchenzeile. Zu seiner Freude sah er einen straffen Po über muskulösen Schenkeln. Hintern und Schenkel waren integrale Bestandteile seines Ehemanns Sven Frosch.

„Guten Morgen, mein süßer Knackarsch“, sagte Fabian, während er sich streckte und ausgiebig gähnte. Sven drehte sich hin zum Bett, und Fabian bekam noch mehr zu sehen. „Morgen, Babe“, antwortete sein Frosch. Sven hatte einiges auf der Pfanne. Heute, am Sonntag-Morgen, war es die aus Gusseisen, in der knusprig vor sich hin schmurgelnde Spiegeleier gerade ein Bad in erhitztem Olivenöl nahmen. Sven stellte die Pfanne wieder auf das Ceranfeld und griff nach der großen Pfeffermühle, deren markante Form ewige Fruchtbarkeit verhieß. „Und, bekomme ich heute noch eine Antwort?“

„Moment, Sven – hetz‘ mich nicht so! Ich muss erst einmal zu mir kommen … “

Das Paar wohnte in einer schmucken Altbauwohnung, unweit vom Kurpark. Auch wenn Fabian König als Beamter im höheren Dienst nicht schlecht verdiente, hätte die fällige Monatsmiete sein Einkommen weitestgehend aufgezehrt. Sven Frosch, sein Mr. Perfect, war zum richtigen Zeitpunkt in Fabians Leben getreten. Fabian hatte sich in der Frankfurter Disco schlagartig verliebt. Sven war wirklich ein Hingucker – und hatte Fabian König an dem besagten Abend glücklicherweise nicht übersehen. Nun lebten sie bereits drei Jahre zusammen. Hier, im Taunuskreis, war ihr erklärter Rückzugsort. Sven hatte viele Jahre in verantwortlicher Position in den oberen Etagen der Europäischen Zentralbank (EZB) gewirkt. Als dann im Schicksalsjahr 2019 die „Novemberrevolution“ stattfand und in aller deutsch-französischen Freundschaft die neue Präsidentin ausgekungelt worden war, musste Sven wiederholt würgen. Als gelernter Investment-Banker konnte er mit Madame Christine Madeleine Odette Lagarde einfach nichts anfangen. Die Dame war Juristin, spezialisiert auf Sozial- und Arbeitsrecht. Nach Aufenthalten in den USA war sie Ministerin für Wirtschaft und Finanzen im Kabinett unter Premierminister Francois Fillon und zuletzt geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF) gewesen. Alles für ein Jahresgehalt von 467.940, – plus einer Aufwandsentschädigung in Höhe von 83.760 Dollar.

In ihrer Jugend hatte Christine Lagarde der französischen Nationalmannschaft angehört. Ausgerechnet im Synchronschwimmen! Sven Frosch blieb sie nicht als ausgewiesene Team-Playerin in Erinnerung. Rechtzeitig war er ins Immobilien-Management gewechselt. Fabian und er bildeten einen gemeinsamen Hausstand in Bad Homburg vor der Höhe, umgeben von einer hohen Dichte dort residierender Einkommens-Millionäre. Sven kannte sich in dieser Klasse aus.

© Thomas Schmitt 2023-12-26

Genres
Romane & Erzählungen, Humor& Satire