von Brigitte Böck
1989 kam noch niemand vom Gesundheitsamt in die Kindergärten. Darum wurde ich selbst aktiv und vereinbahrte mit einem kinderfreundlichem Zahnarzt einen Gruppentermin für 14 Kinder. Die ersten beiden Kinder hatten bereits die oberen Mittelzähne verloren und Lars verbreitete durch eine schlechte Erfahrung Angst. Er wollte auch nicht mit, aber ich versprach ihm, dass er nur zu zu gucken brauchte.
Wir haben nach dem Frühstück noch die Zähne geputzt und marschierten los. Simone sagte: „Meine Oma hat neue Zähne bekommen, aber die wackeln.“
Eine ganz Helferin öffnete uns und da kam auch schon Dr. Wesel, um uns zu begrüßen. Er gab jedem Kind die Hand und fragte nach dem Namen. Dann führte er uns in das Behandlungszimmer und ließ den Zwergen Zeit, sich umzusehen. „Wer ist mutig und setzt sich auf den Stuhl dort, damit ich mal in den Mund gucken kann?“ Schweigen… “ Na gut, dann fangen wir mit Gitti an.“ Ich setzte mich auf den Stuhl. Dann bat Dr.Wesel alle Kinder dicht heranzukommen, damit sie besser gucken konnten.
David griff nach meiner Hand und hielt sie ganz fest. „Das macht meine Mama auch, wenn ich zum Zahnarzt muss, das hilft wirklich.“ Der Zahnarzt guckte mit einem kleinen Spiegel in meinen Mund, klopfte ein bisschen hier und da und fragte, ob es weh tut. Dann nahm er den Bohrer, schaltete ihn an und erzählte meinen Kleinen, dass er manchmal ein kleines Loch in den Zahn bohrt und dann Karius und Baktus aus dem Zahn jagt, damit sie darin nicht alles kaputtmachen.“ Bei Gitti ist alles in Ordnung, bei wem darf ich jetzt mal gucken?“
Nach und nach setze sich jedes Kind auf den Stuhl, die Mutigen zuerst, dann aber auch die Anderen. Lars griff nach meiner Hand und sagte, er mache das nur, wenn er dabei auf meinem Schoß sitzen darf. Er hatte einen Stoffhasen dabei und sagte: „Das ist mein Freund, der Angsthase, den gibt mir Mama immer, wenn ich vor etwas Angst habe, der hilft mir, weil, der hat auch oft Angst und dann helfe ich ihm.“
Nachdem alle Kinder auf dem Behandlungsstuhl waren ging es in einen Nebenraum. Dort war eine große Puppe, die den Mund öffnen konnte, wenn man hinten in den Kopf griff. Diese Puppe hatte große Zähne. Dr.Wesel zeigte mit einer großen Zahnbürste, wie man Zähne putzt, stellte dabei eine Sanduhr auf, drehte sie um und erklärte, dass man putzen muss, bis der Sand durchgerieselt ist.
Dr.Wesel schenkte uns dass Buch von Karius und Baktus. Wir bedankten uns und gingen zum Mittagessen. Während des Essens wurde noch viel gefragt und Lisa sagte, dass ihre Oma sich mit ihren Zähnen in den Po beißen kann. Großes Gelächter, einige sagten: „Das muss ich meine Oma auch mal fragen.“
Anschließend Zähneputzen, dann legten sich die Kleineren zum Mittagsschlaf hin und ich las für alle das neue Zahnputzbuch vor, es hatte herrliche Bilder. Die Großen schauten sich die Bilder an und malten dazu, was ihnen einfiel.
Und wir, meine Praktikantin und ich tranken erst einmal einen Kaffee und machten uns Notizen für den Bericht beim nächsten Elterabend.
© Brigitte Böck 2020-06-22