Brimor Schattenfels und der Kobold-Deal (#1)

Das Geschäft der Schattenfelsers war ein buntes Durcheinander aus Glitzern und Geschrei. Brimor stand hinter der polierten Theke und versuchte zum dritten Mal an diesem Morgen, eine nervöse Kundin zu beruhigen. Die alte Zwergin mit einer Nase so spitz wie eine Spitzhacke hielt einen kleinen Amethyst hoch, als würde sie ihn jeden Moment mit einem Fluch belegen.

»Ich sage Ihnen, junger Mann, dieser Stein hat einen Riss! Und ich zahle keinen Kupferling für minderwertige Ware!« Ihre Stimme klang wie das Quietschen einer alten Lore auf rostigen Schienen.

Brimor rieb sich die Schäfen und zwang ein Lächeln auf sein Gesicht. »Frau Glimmergrund, das ist kein Riss. Das ist eine natürliche Maserung. Gibt dem Stein Charakter, finden Sie nicht?«

Die Zwergin schürzte die Lippen, als würde sie gleich Feuer speien. »Charakter? Ich brauche keinen Charakter, ich brauche Perfektion! Ich …«

»Brimor! Die Lieferung für den Smaragdkreis ist fertig! Los, beweg dich!« Die tiefe Stimme seines Vaters donnerte aus dem hinteren Teil des Ladens, wo der großgewachsene Zwerg gerade eine schwere Kiste voller Steine auf einen Arbeitstisch wuchtete.

Brimor verdrehte die Augen, was ihm einen scharfen Blick von Frau Glimmergrund einbrachte. »Ich bin gleich wieder da«, murmelte er und eilte nach hinten.

»Vater, ich könnte doch hier helfen. Kunden beraten. Verkaufen. Alles besser, als Pakete zu schleppen«, sagte er und verschränkte die Arme.

»Du hilfst am meisten, wenn du machst, was ich dir sage, Junge.« Der breite Schatten seines Vaters fiel über ihn, während er einen weiteren Sack mit Edelsteinen zuschnürte. »Der Smaragdkreis zahlt gut, aber die erwarten Pünktlichkeit. Also hopp!«

Brimor übernahm widerwillig die Kiste, die fast schwerer war als er selbst, und warf seinem Vater einen missmutigen Blick zu. »Vielleicht sollte ich auch mal ›pünktlich‹ Feierabend machen. Nur so ein Gedanke.«

Sein Vater lachte trocken. »Und ich vielleicht mal Urlaub. Aber weißt du, was wir beide stattdessen machen? Arbeiten! Jetzt los mit dir!«

Zurück an der Theke stieß Brimor beinahe mit seinem jüngeren Bruder Korum zusammen, der mit einem Glas Wasser balancierte. »Versuch bloß nicht, wieder jemanden zu überzeugen, dass Quarz heilende Kräfte hat, Korum«, warnte Brimor.

»Was? Ich habe nie gesagt, dass er heilt! Ich habe nur gesagt, er könnte.« Korum grinste schief und verschwand, bevor Brimor ihn weiter zurechtweisen konnte.

Mit einem letzten Blick auf das Gewimmel des Ladens – und Frau Glimmergrund, die jetzt lautstark mit einem anderen Kunden stritt – schob sich Brimor zur Tür hinaus.