Brimor stand plötzlich allein im Tunnel, der von den letzten verblassenden Strahlen des grünlichen Lichts erfüllt war, das der zerstörte Kristall hinterlassen hatte. Sein Atem ging schwer, seine Brust hob und senkte sich wie nach einem langen, erschöpfenden Kampf. Er ließ die Axt locker in der Hand hängen und starrte auf den Boden, während die Ereignisse der letzten Stunden wie ein Sturm durch seinen Kopf tobten. Der Kristall war fort, die Bedrohung gebannt, und der Kobold hatte – ausnahmsweise – sein Wort gehalten. Doch Brimor konnte sich nicht beruhigen. Ein nagendes Gefühl blieb, wie ein loses Stück Stein in einer sonst soliden Wand.
Er ließ sich schwer auf einen nahen Felsvorsprung sinken, legte die Axt neben sich und fuhr sich mit der Hand über die verschwitzte Stirn. Der Tunnel wirkte plötzlich still, unheimlich still. Ohne das Pulsieren des verfluchten Kristalls fühlte sich der Raum leer an, als hätte die Magie ihn lebendig gemacht und mit ihrem Verschwinden auch einen Teil seiner Substanz mitgenommen. Brimor starrte in die Dunkelheit vor sich, seine Gedanken wirbelten um die Begegnung mit dem Kobold, den Glänzstein und die Lektion, die er teuer bezahlt hatte.
»Verdammt, Brimor«, murmelte er und starrte auf seine Hände, die von der Anstrengung des Kampfes immer noch zitterten. »Wie bist du nur in diesen Schlamassel geraten?«
Er schüttelte den Kopf und ließ seinen Blick durch den Tunnel schweifen. Die Schatten spielten träge im schwachen Licht der Fackel, die ein paar Schritte von ihm entfernt lag. Dann hörte er es: ein leises Rascheln, kaum mehr als ein Flüstern in der Dunkelheit. Sofort sprang Brimor auf, griff nach seiner Axt und drehte sich um. »Wer ist da schon wieder?«, rief er mit einer Stimme, die die schlaffe Stille zerriss.
Aus der Dunkelheit trat eine kleine Gestalt hervor. Der Kobold. Brimor spannte die Schultern an und hob die Axt kampfbereit. »Du schon wieder!«, knurrte er. »Hast du nicht schon genug Schaden angerichtet?«
Der Kobold hob beschwichtigend die Hände, sein breites Grinsen diesmal kleiner, fast vorsichtig. »Warte, warte! Ich bin nicht hier, um Ärger zu machen.« Er machte einen kleinen Schritt vorwärts, seine grünen Augen funkelten im schummrigen Licht. »Eigentlich wollte ich mich bedanken.«
Brimor blinzelte, überrascht von der unerwarteten Wendung. Seine Axt blieb erhoben, aber seine Stirn legte sich skeptisch in Falten. »Bedanken? Wofür? Dafür, dass du mich beinahe in den Wahnsinn getrieben hast?«
Der Kobold zuckte mit den Schultern, trat ein paar Schritte näher und ließ seinen üblichen Übermut vermissen. »Weißt du, Zwerg, ich hab’ in meinem Leben viele Deals gemacht. Die meisten davon … na ja, nicht gerade fair. Aber du bist anders. Du hast nicht aufgegeben, selbst als alles gegen dich stand. Das beeindruckt mich.«
Brimor ließ die Axt langsam sinken, doch sein Blick blieb misstrauisch. »Das war kein Deal, das war eine Falle«, knurrte er. »Wenn du wirklich beeindruckt bist, hör auf, andere in solche Situationen zu bringen.«
© Kreative-Schreibwelt 2025-03-28