von GĂĽnther Stark
Harry blättert in Carraccis Stahlstichen zu Achille et Briseis: Das ist zuerst Achilles, der Sohn des Peleus und der Meernymphe Thetis.
Briseis ist eine Figur aus Homers Ilias, Tochter des Brises und Gattin des Königs Mynes. Sie war die Lieblingssklavin des griechischen Helden Achilles. Sie darf sogar darauf hoffen, Achilles‘ Frau zu werden. Agamemnon, der HeerfĂĽhrer, aber entwendet sie ihrem Besitzer, als er seine eigene Sklavin, Chryseis, zur Abwendung von Apollons Pfeilen aufgeben muss. Daraufhin zieht Achilles sich aus dem Kampf um Troja zurĂĽck. Da dies die Griechen entscheidend schwächt, gibt Agamemnon Briseis zurĂĽck – zusammen mit sieben weiteren Frauen nebst dem feierlichen Eid, nicht mit ihr geschlafen zu haben.
Briseis‘ Liebe zu Achilles ist Inhalt eines der Briefe aus den Heroides, einer Sammlung von Liebesbriefen berĂĽhmter mythologischer Frauen von der Hand Ovids. Die Briefe sind an die Liebhaber oder Ehemänner gerichtet, wobei zumeist deren Treulosigkeit beklagt wird. Oftmals scheinen sie ein letzter, verzweifelter Versuch, den Geliebten noch umzustimmen. So schreibt Medea an Jason, Ariadne an Theseus, Dido an Ă„neas. In anderen Elegien erhoffen die Heroinen die baldige RĂĽckkehr ihrer Männer und beklagen ihre Abwesenheit und die Trennung. Als völlig neuartig gilt, dass weibliche Figuren der Sagengeschichte das Wort bekommen und damit altbekannte Ereignisse in einem neuen ungewohnten Licht erscheinen lassen. So erhalten verlassene, vom Schicksal ĂĽbergangene Frauen in den Heroides erstmals eine Stimme.
Bei der vorliegenden Szene hat die Heroine keinen Grund zur Klage über allzu viel Trennung. Der wackere Krieger Achill hat den erzenen Schild vorm beistehenden Bett abgelegt, während er, genauso wie Briseis, nur halb bekleidet ist. Das Bett kann unbenutzt bleiben. Der athletische Held nimmt nämlich, auf seinen baumstarken Beinen, die von Agamemnon unversehrt Retournierte im Stehen, wobei er sie mit beiden Armen unter den Schenkeln gefasst und ihren Schoß hoch in die Luft geschwungen hat, während sie sich mit beiden Händen an seinen Nacken klammert. Ihr entblößter, wunderbar gerundeter Schoß wippt ihm, genau im Mittelpunkt des Stichs, beschwingt entgegen, während sein stramm aufrecht stehendes Gewaffen ihre zwischen den Beinen erblühende Intimität spaltet. Ihre äußeren Labia quellen leuchtend hervor, während ihre Vag wie mit violetten Schatten schraffiert ist.
Harry hat kein Problem, sich selbst als hellenischen Kriegsgewinnler und Briseis als seine poetische Beute vorzustellen. Offenbar hatte er, aus der Schlacht zurĂĽck, nicht einmal mehr Zeit, sich ganz zu entkleiden, sodass beider Körper nur so weit frei sind, als nötig, sich ineinander verkeilen zu lassen. Si je n’ai pas d’âme, du moins, je les sens couler, j’ai des larmes, et j’ai pleurĂ© hier au bord de la mer comme Achille, lorsque Agamemnon, ce miserable BrĂ©silien, lui avait enlevĂ© BriseĂŻs, la belle grisette phrygienne.
© Günther Stark 2021-02-25