von Horst Sammet
Heute ist Freitag, der 13. Mai 2022 und Freitag, den 13. gibt es dieses Jahr nur ein einziges Mal. Charly, unser schwarzer Kater, streicht mir um die Beine und fordert meine ganze Aufmerksamkeit, denn ihm ist das Datum und der Tag egal, Hauptsache seine Menschen sind da und der Napf ist immer gut gefüllt.
Seit gut sechs Monaten streikt immer wieder unser Telefon und somit natürlich auch das Internet. Nicht oft, aber immer öfter, kommt eine Störung und so muss der Router neu gestartet werden. Endlich bekommen wir Hilfe und der freundliche Techniker hat heute den Schaden endlich gefunden. Im Schaltkasten, welcher die Nummer “13A” trägt, war der Draht nicht richtig eingeklemmt gewesen. Eine kleine Ursache, die viel Umstände hervorbrachte und schnell beseitigt wurde. Nun klappt alles wieder und bereits bin ich drin im Netz und schreibe munter an meinen Geschichten weiter.
Dieser schöne Tag endet abends mit einem Fernsehbericht über das böhmische Wien, den Prater und seine Geschichten. Was uns besonders anspricht ist, wie die charmante Köchin Buchteln herstellt und mit Powidl(mus) füllt. Nur durch das Zuschauen läuft uns das Wasser im Mund zusammen, was dazu führt, dass ich mich gleich auf den Weg ans Bücherregal zu meinen Kochbüchern begebe.
Ein kurzer Blick und schon ziehe ich das Gesuchte heraus. Es handelt sich um das Buch “Die Küche im Wiener Kaiserreich”, eine Ausgabe von 1979, aber noch in sehr gutem Zustand. Im Innenteil des Buchdeckels befindet sich ein Taschenbuch mit den Rezepten. Ich schlage das Register auf, finde auf Seite 94 das gewünschte Buchtel-Rezept und meine Nase gaukelt mir bereits den Geruch des fertigen Produkts vor.
Dieses Buch enthält eine Vielzahl an Schmankerln, da könnte man gleich einen ganzen Monat wienerisch kochen und backen. Aber jetzt geht es erstmal um die Buchteln, die in Österreich auch Wuchteln oder Ofennudeln genannt werden. In Bayern und der Pfalz heißen sie nur Rohrnudeln. Wenn sie ohne Füllung hergestellt werden, nennt man sie Dukatenbuchteln und diese Variation ist nach dem Backen nur etwa eiergroß.
Dieses Rezept werde ich mal ausprobieren und gebe es vorab schon einmal weiter. Der Teig besteht aus 500 Gramm Mehl, 75 Gramm Butter, 250 ml Milch, einem Päckchen Trockenhefe, 50 Gramm Zucker, einer Prise Salz, einem Teelöffel Vanillezucker, etwas Saft von einer Zitrone und einem Ei.
Eine Freundin erzählte uns, dass ihre Mutter, die aus dem Böhmischen kommt, dazu noch ein kleines Geheimnis kannte. Nachdem sie meine Backkünste ebenfalls schätzt, verriet sie mir dieses und gestattete mir auch, es hier weiterzugeben. Zum Teig gab ihre Mama immer etwas Rindertalg.
Empfohlen wird, die Buchteln bei ca. 170°C zu backen, bis sie goldbraun sind, was etwa 30 Minuten dauert.
Ich werde die Buchteln mit Zwetschgenmus (Powidl) füllen und Vanillesoße dazu reichen. Ach ja, für mich sind Buchteln einfach nur Krapfen, die nicht aus der Friteuse kommen, daher schmecken sie mir besser.
© Horst Sammet 2022-05-24