Charles Darwin Forschungsstation

Brigitte van Hattem

von Brigitte van Hattem

Story

Als wir bei der 1964 errichteten Charles Darwin Forschungsstation ankommen, begegnet uns auch gleich am Kiosk ein frecher kleiner Darwinfink. Diese weltberühmten Darwinfinken gibt es nur auf den Galapagos-Inseln und haben sich vor drei bis fünf Millionen Jahren hier angesiedelt. Da es vierzehn sehr eng verwandte Arten gibt, die aber alle von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen, gibt es einen „Grundfink“, eben jenes kleine, schwarze Modell, das hier am Kiosk auf Brotkrumen wartet.

Seine nächsten Verwandten sind allerdings nichtFinken, aber immerhin finkenähnliche Singvögel, die zu denTangarenzählen. Im Laufe der nächsten Tage werden wir noch andere Finken sehen, den Sängerfink, den Goldsängerfink und den Spechtfink. Reiseleiterin Stefanie erkennt sie an der Form und Größe ihres Schnabels, der sich ihrer unterschiedlichen Lebens- und Ernährungsweise angepasst und entwickelt hat.

Obwohl Charles Darwin kein Ornithologe war, brachten ihn die Vögel zu seinen Erkenntnissen über „Die Entstehung der Arten“, ein Buch, das 1859 veröffentlicht wurde und das als Hauptwerk dieses Naturforschers gilt.

Im Inneren der Charles Darwin Research Station treffen wir auf unsere ersten Riesenschildkröten. Sie sind aber hier leider nicht frei lebend, sondern dienen der „Erforschung und Erhaltung der Ökosysteme“. Die ersten, die wir sehen, sind sogenannte Sattelschildkröten, weil ihr Panzer einen Wulst aufweist, wohingegen Domschildkröten die bekannte, runde Form haben.

Die Tiere, die wir sehen, sind bereits bis zu 100 Jahre alt, aber nebenan, in der Aufzuchtstation, finden wir auch den Nachwuchs, ein bis zweijährige Schildkröten, die so aussehen wie die, die man sich in Deutschland hält, wenn man von den Markierungen auf ihren kleinen Panzern einmal absieht.

Über 200 Forscher, Ausbilder, Studenten, freiwillige Helfer und administrative Kräfte aus aller Welt sind im CDRS und im Centro de Crianzo beschäftigt, der Brutstation der Galapagos-Schildkröten. Dort werden Eier der angehenden Riesen bebrütet, die Kleinen gehegt und versorgt, bis sie im Alter von etwa vier Jahren in die Freiheit entlassen werden können.

Früher lebte auf jeder der dreizehn Galapagos-Inseln eine eigene Unterart der Riesenschildkröten. Weil alle Schildkröten lange Zeit ohne Nahrung und Wasser auskommen, wurden sie früher von Piraten gejagt und als lebende Nahrung auf die Schiffe gebracht. Bei Unglücken oder bei Platzmangel, beispielsweise nach Walfischfängen, gingen aber auch wieder Tiere von Bord. Schildkröten können zwar nicht aktiv schwimmen, treiben aber im Wasser. So wurden sie auf anderen Inseln wieder angeschwemmt, wo sie sich mit den dortigen Unterarten ihrer Spezies vermischt haben. So gibt es heute viele Hybrid-Schildkröten, dafür sind aber manche Unterarten ausgestorben.

Diese Unterarten sollen durch Rückkreuzungen wieder zum Leben erweckt werden. Dies ist – grob gesagt – das Ziel der Wissenschaftler.

© Brigitte van Hattem 2021-02-26

Hashtags