Als ich das schicke Büro des Moguls verließ, prallte mir die kühle, nächtliche Luft der Stadt entgegen. Der Regen hatte wieder eingesetzt. Ich zog den Kragen meiner Jacke hoch und steckte die Hände tief in die Taschen. Der Gesprächston im Büro hatte sich auf den ersten Blick vielleicht »freundlich« angefühlt, doch der Hauch von Bedrohung war unüberhörbar gewesen. Ich kannte diese Art von Menschen. Die mit Macht, die hinter jedem Lächeln eine Falle versteckten.
»Dieser Typ war so nützlich wie ein Loch im Boot«, kommentierte Kai trocken. »Und dann noch dieses absurde Büro … Ehrlich, ich hab mich gefragt, ob er sich am Design von Schurkennestern aus alten Filmen orientiert hat. Wäre ein Laserstrahl aus dem Boden gekommen, ich hätte nicht mal gezuckt.«
Ich grinste trotz der düsteren Lage. »Hast du wenigstens was Nützliches rausgeholt? Wir brauchen mehr als nur das Lächeln eines Psychopathen.«
»Aber natürlich«, schnarrte Kai triumphierend. »Der Typ hat alles versucht, um seine Spuren zu verwischen, aber ich hab ihn durchschaut. Während Du einen netten Plausch gehalten hast, habe ich eine Spur gefunden, die nicht nur zu ihm führt, sondern auch zu einem seiner netten kleinen Nebengeschäfte. Ein ziemlich abgelegener Teil der Stadt, perfekt für illegale Machenschaften. Altes Industriegebiet, einst ein florierender Hotspot, jetzt nur noch Ruinen. Die ideale Spielwiese für schmutzige Deals und alles, was man im Dunkeln machen will.«
Ich nickte langsam. Ich hatte ein komisches Gefühl. Es passte alles zu gut – der Mord, das manipulierte System, der Tech-Mogul.
»Industriegebiet also«, murmelte ich, während ich auf die Straßenbahn zusteuerte. »Das wird ein Spaß.«
Kai lachte trocken. »Spaß ist genau das Wort, das ich benutzen würde. Zwischen den leerstehenden Fabriken und den verlassenen Lagerhallen gibt es bestimmt eine Menge, was dir die Langeweile vertreiben wird. Ach, und ich habe ein paar interessante Daten durch die Überwachungssysteme gefiltert. Es sieht so aus, als gäbe es dort nicht nur Maschinenreste und Trümmer … Ich sag mal so: Du wirst Gesellschaft haben.«
Ich hielt inne und runzelte die Stirn. »Was für Gesellschaft?«
»Die Art, die man nicht zu einer Feier einlädt. Ich habe Bewegungen entdeckt, die nicht zu irgendwelchen offiziellen Aktivitäten passen. Wahrscheinlich Söldner oder so. Perfekt ausgerüstet und bereit, dich in eine Pfütze aus Blei zu verwandeln.«
Ich seufzte schwer, die Aussicht auf einen stillen Abend schwand endgültig. »Großartig. Gib mir die genaue Adresse.«
Kai war schon am Werk, und kurz darauf leuchtete eine kleine Karte in meiner AR-Brille auf. »Da hast du’s. Nicht zu übersehen. Die Gegend ist fast tot, also solltest du es recht schnell finden.«
© Kreative-Schreibwelt 2025-01-15