Code Noir: Mord im Netz der KI (Teil 2)

Kreative-Schreibwelt

von Kreative-Schreibwelt

Story

Sofort füllte sich mein Sichtfeld mit einem Schwall an Dokumenten und holografischen Bildern, die vor mir in der Luft schwebten und sich wie Puzzleteile zu einem grotesken Bild zusammenfügten. Der leblose Körper lag makellos auf dem glänzenden Marmorboden. Alles wirkte klinisch, unberührt, als wäre der Tod hier ein leises, fast elegantes Ereignis. Kein Blut, keine offensichtlichen Anzeichen von Gewalt – nur das perfekt inszenierte Ende eines Lebens.

Ein scharfer Kontrast zu meiner Welt. Wehmütig ließ meinen Blick flüchtig durch mein verkommenes Büro schweifen. Zerkratzte Wände, der Geruch von altem Zigarettenrauch, der sich selbst durch das künstliche Lüftungssystem nicht vertreiben ließ. Ein Staubfilm überzog die alten Datenspeicher auf meinem Schreibtisch.

»Interessant …«, murmelte ich und lehnte mich tiefer in meinen Stuhl zurück. Ich zog die Augenbrauen hoch, während ich das holografische Bild des toten Mannes genauer betrachtete. Das Opfer war kein Niemand. Ein hochkarätiger Typ aus den Kreisen, die nur in Glanz und Gloria lebten. Sein Gesicht war mir aus den Nachrichten vage bekannt – einer dieser aalglatten Geschäftsleute, der mehr Zeit in Meetings verbrachte als in echten Gesprächen. Einer, der nur redete, um zu hören, wie klug er klang. Prominent genug, um Schlagzeilen zu machen. Aber auch wohlhabend genug, um den Fall an mich zu reißen, obwohl die Polizei ihre eigenen, besser bezahlten Ermittler hatte.

»Das ist mal was anderes«, brummte ich, während ich die Daten durchging.

»Oh, ich weiß. Es klingt fast … spannend«, kam die Stimme von Kai. Er klang amüsiert, als ob er den Hauch von Abenteuer in dieser Leiche roch. »Rate mal, wer für die Untersuchung angefordert wurde?«

Natürlich wurde so ein brisanter Fall von der internen Abteilung für Kriminalität übernommen. Aber wenn ich mich beeilte, könnte ich den Tatort vor diesen »Spezialisten« erreichen und etwas herausfinden.

»Lass mich überlegen … ein heruntergekommener Typ in einem verfallenen Büro mit zu viel Zeit und zu wenig Gehalt?« Ein zynisches Grinsen schlich sich auf meine Lippen, als ich nach meiner Jacke griff. Die Lederklappen an den Schultern waren längst abgerissen, und der Stoff war so zerfleddert, dass selbst die Motten beschlossen hatten, woanders nach Futter zu suchen. Aber ich fühlte mich irgendwie wohl in ihm.

»Bingo. Willkommen in der Welt der Elite, wo jeder glaubt, sein Schmutz sei interessanter als der anderer«, kommentierte Kai trocken, die Ironie in seiner Stimme so dick, dass man sie schneiden konnte. Leider hatte er aber nicht ganz unrecht. Es schien wieder ein Fall zu sein, bei dem die Reichen uns die Schuld geben würden, weil ihre saubere kleine Welt einen hässlichen Fleck bekommen hat.

»Aber wenigstens gibt es diesmal eine Leiche. Und keine Katze.« Ich zog den Kragen höher und machte mich schmunzelnd auf den Weg zur Sky-Residence.

© Kreative-Schreibwelt 2024-10-02

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd
Hashtags