Kai summte leise, während er die Daten durchforstete. Er hatte sich mittlerweile in die Hausdatenbank gehackt. »Interessant … die gesamte Wohnung ist natürlich vernetzt. Kameras, Sensoren, alles. Aber es gibt Lücken im Protokoll. Es sieht aus, als wäre das System … manipuliert worden.«
Ich hob den Blick und zog die Augenbrauen zusammen. »Manipuliert? Von wem?«
»Wenn ich das wüsste, hätte ich den Fall ja bereits gelöst! Aber ja, das ist die große Frage«, brummte Kai. »Jemand hat die Haus-KI überbrückt. Eine saubere Arbeit, so perfekt, dass ich fast beeindruckt bin. Den würde ich gerne mal kennenlernen.«, dieses Mal hörte ich sogar einen Hauch von Bewunderung in seiner Stimme.
Ich schnaubte. »Großartig. Wir haben einen toten Mann, ein manipuliertes System und niemanden, der es gesehen hat. Das schreit doch nach einem Insider.« Ich erhob mich und ließ meinen Blick noch einmal über die makellose Wohnung gleiten.
»Oder jemandem, der sehr gut darin ist, sich nicht erwischen zu lassen«, fügte Kai nachdenklich hinzu.
Ich sah erneut auf den leblosen Körper, meine Gedanken begannen zu rasen. Etwas daran ließ mich nicht los. Ein toter Mann in einer Welt, in der jede Bewegung überwacht wird. Doch keine Kamera, die den Mord aufzeichnet? Das war doch kein Zufall.
Die Wohnung fühlte sich plötzlich lebendiger an, aber auf eine Art, die mich unruhig machte. Der ständige, kaum hörbare Summton der vernetzten Technologie vibrierte in den Ecken des Raumes. Unzählige Sensoren lauerten darauf jede Bewegung zu erfassen. Aber hier, wo es darauf ankam, wo der Mord geschehen war, schienen die allsehenden Augen plötzlich blind gewesen zu sein. Überall waren Kameras installiert – außer genau dort, wo sie gebraucht wurden.
»Also, wo fangen wir an?«, fragte ich, während ich abermals langsam durch das makellose Wohnzimmer ging. Meine Schritte hallten auf dem Marmorboden. Alles an dieser Wohnung schrie nach teurer, steriler Perfektion: glänzender Marmor, polierte Oberflächen, Kunstwerke, die nur eine Botschaft übermittelten – »Ich habe mehr Geld, als ich ausgeben kann.« Doch kein Funken Persönlichkeit, keine Spur von Leben. Nur Kälte und Luxus.
»Tja, wenn es nach mir ginge«, meinte Kai trocken in meinem Ohr, »würde ich vorschlagen, die Bar zu plündern. Aber ich nehme an, du sprichst von dem Mord?« Ich konnte fast das Grinsen in seiner künstlichen Stimme hören. »Die Daten hier sind … interessant. Die Überwachungskameras haben ihre letzte Aufnahme vor ungefähr zwei Stunden gemacht. Dann plötzlich: Schwarz. Nichts. Wie in einem dieser schlechten Science-Fiction-Filme.«
Ich ließ meinen Blick über das moderne Gemälde an der Wand schweifen – abstrakt und teuer, ohne Frage, aber genauso ausdruckslos wie der Mann, der hier herumlag. »Und du weißt nicht, wer das getan hat?«, fragte ich, während ich näher an das Bild trat.
© Kreative-Schreibwelt 2024-10-23