Code Noir: Mord im Netz der KI (Teil 8)

Kreative-Schreibwelt

von Kreative-Schreibwelt

Story

Es gibt Orte in dieser Stadt, die so unangenehm luxuriös sind, dass sie einem fast körperliche Schmerzen bereiten. Das Café »La Perla« war der Inbegriff solcher Dekadenz. Die Luft war erfüllt von dem intensiven Aroma frisch gemahlenen Espressos, der wahrscheinlich mehr kostete als meine gesamte Monatsmiete. Jede Ecke des Raumes strahlte auch wieder diese unnatürliche Perfektion aus: vom makellosen Marmorfußboden bis zu den kristallklaren Spiegeln, die den Raum optisch verdoppelten. Selbst das Licht, das durch die riesigen Panoramafenster fiel, schien eigens darauf abgestimmt zu sein, die goldenen Oberflächen noch mehr zum Glänzen zu bringen. Es war, als wäre das Café entworfen worden, um jeden Besucher daran zu erinnern, wie wenig er hierher gehörte, wenn er nicht gerade ein Vermögen auf der Bank hatte.

Die Bedienung strahlte eine übertrieben freundliche Höflichkeit aus, die so glatt war, dass sie mich fast aggressiv machte. Alles hier schien eine einzige Botschaft zu vermitteln: »Wir haben Geld, und das sollten auch Sie haben.« Die Gäste waren nicht anders. Frauen und Männer, in maßgeschneiderten Anzügen und edlen Kleidern, sahen aus, als wären sie gerade aus den Seiten eines Luxusmagazins herausgetreten. Kein Haar war fehl am Platz, kein Lächeln war zu breit, und jeder hatte die gleiche, perfekt durchdachte Eleganz an sich, die fast schon mechanisch wirkte.

Ich hingegen fiel in diesem glitzernden Spektakel auf wie ein dunkler Fleck auf einem weißen Hemd. Meine zerknitterte Jacke, die besten Tage lange hinter sich, und die müden Augen erzählten eine ganz andere Geschichte. Ich fühlte die Blicke auf mir ruhen, als ob ich ein ungebetener Gast war, jemand, der in diese Welt nicht gehörte und dessen Anwesenheit fast schon als störend empfunden wurde.

»Weißt du, mit einem ordentlichen Anzug könntest du vielleicht so tun, als gehörst du hierher«, bemerkte Kai trocken. In seiner Stimme lag die unnachahmliche Selbstgefälligkeit, als würde er gerade den Kaffee genießen, den ich mir niemals leisten könnte. »Aber ich schätze, das würde dein charmant verwahrlostes Image ruinieren.«

»Image ist alles, was ich habe«, murmelte ich und ließ meinen Blick erneut durch den Raum gleiten. Und da war er: Gerald Westmore. Ein Mittvierziger, der wie die Karikatur eines Geschäftsmanns aussah, der vor Nervosität fast zitterte, als erwartete er, dass jeden Moment jemand aus den Schatten treten und ihn holen würde. Langsam ließ ich mich ihm gegenüber auf einem der grässlich samtigen Stühle nieder. Ich bestellte nichts. Die Bedienung musterte mich mit einem kaum verhohlenen Stirnrunzeln, als ob mein Nichts-Bestellen eine persönliche Beleidigung war. Aber das war mir egal. Es ging nicht darum, irgendjemanden hier glücklich zu machen, schon gar nicht die Kellnerin. Gerald sah mich an, als hätte er einen Geist gesehen – seine Augen weit, seine Nervosität geradezu greifbar.

»Westmore, richtig?«, fragte ich leise und beugte mich ein wenig vor. »Ich bin sicher, Sie haben schon darauf gewartet, mich zu sehen. Lassen Sie uns das einfach schnell hinter uns bringen.«

© Kreative-Schreibwelt 2024-11-13

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd
Hashtags