Cuxhaven

GONI

von GONI

Story

Nikolaus hat mich daran erinnert, Sein Vater ist mit ihm, als er 14 Jahre war, mit dem Fahrrad nach Cuxhaven geradelt.

Ich bin auch 14 Jahre als ich meine erste Auslandsfahrt von Wien aus starte. Das Ziel: Cuxhaven.

Mein Vater 5 Jahre früher gestorben, aber von einem Freund meines Vaters wurde ich eingeladen vor Ostern nach Hamburg zu kommen, um dann gemeinsam nach Sahlenburg zu fahren, ins Sommerhaus der Familie.

Mit dem Zug nach Hamburg, eine lange Fahrt – aber es gab viel zu sehen, da draußen. Dann wurde ich abgeholt. Eltern und ihr Dreimäderlhaus. Da war ich nun der Hahn im Korb, nur sinnbildlich.

Biher habe ich nur die großen Schiffe der DDSG auf der Donau gekannt, und nun Hamburg das Tor zur großen Welt. Riesige Schiffe, Werften, Schlepper die die großen Pötte am Haken haben. Emsiges Treiben, Hafenanlagen, Kräne zum staunen. Eine Hafenrundfahrt mit einem kleinen Ausflugschiff an den Großen vorbei, in die Trockendocks blicken, ein unvergeßlicher Anblick.

Dann rein ins Auto, zu viert hinten, samt Gepäck und ab ans Meer. Das 1. Mal Meer sehen, fühlen auch wenn es nur die wilde Nordsee ist. Wattenmeer bei Ebbe.

Das kleine Holzhäuschen der Familie war eng, aber gemütlich. Über den Zaun steigen, schon war man in den Dünen und nach 10 Minuten am Damm, mit Blick aufs Meer oder die Wattfläche. Schon da lerne ich die Watttafeln lesen wo man erkennen kann, wann welcher Wasserstand zu erwarten ist und ob man ins Watt gefahrlos gehen kann.

Mittags ist schlafen, oder ruhen angesagt. Ich glaube das schon hinter mir zu haben und bin sehr unruhig. Lieber gehe ich hinaus in die Dünen, ans Meer darf ich nicht alleine. Zur Jause soll ich zurück sein. Das geht gut, alle sind zufrieden bis ich auf die Idee komme, eines Tages: Ich gehe nach Cuxhaven. Da gibt es ein Ziel, Schiffe anschauen, zügig mache ich mich auf den Weg, 6 km sagt der Wegweiser. Dann der Hafen, die Schiffe die die Elbe verlassen, es gibt so viel zu sehen. Die Zeit komplett vergessen. Als sich die Sonne schon neigt, stelle ich fest, die Jausenzeit ist vorbei, vermutlich schon das Abendessen am Tisch. Hunger gesellt sich auch dazu. Ich gehe zur nächsten Tankstelle und bitte Autofahrer mich mitzunehmen, damit ich schnell zurück bin. Ich hatte Glück, stolz spazierte ich bei der Haustüre herein. Ein Gemisch aus Donnerwetter und Erleichterung, Sorge und Verantwortung brach über mich herein. Das verstehe ich nicht, wo ich denn war? Die große Frage stand im Raum? In Cuxhaven! Das bringt das Faß zum Überlaufen. Wortschwallartig brechen die Worte über mich herein, Suche, Telephongespräche, Polizei, vermisst, uva. Ich stehe im Raum, da bin ich, es geht mir gut. Langsam, sehr langsam geht der Herzschlag aller Familienmitglieder wieder auf normal, dann kommt Ostern und alles ist friedlich wie zu Anfang.

© GONI 2019-06-27

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