DAS EINE mit dem Trompeter

Daniela Jud

von Daniela Jud

Story

Eigentlich mag ich ja keine Orchestermusik, aber ich liebe Musicals. Es wurden Musicalhighlights von einer Big Band in der Stadt aufgeführt, deshalb bekam ich von meiner Freundin zwei Karten. Sie meinte es gut mit mir, sie weiß, dass ich Musik liebe. Es löste keine Freudensprünge in mir aus, aber ausgehen und etwas erleben stand am Programm. Sie spielten sehr bekannte Lieder und ich mochte es. Die Karten waren toll, wir saßen erste Reihe fußfrei. Mitten im Lied „Dir gehört mein Herz“ aus dem Musical „Tarzan“, stupste mich meine Freundin, was mich sehr sauer machte, denn ich liebe dieses Lied. Es ist das Einschlaflied meiner Kinder, welches wir immer gemeinsam vor dem Einschlafen singen. „Guck mal der Trompeter, der lächelt dir immer zu und du bemerkst es nicht mal“, gab sie mir unauffällig zu verstehen. Mir fiel es wirklich nicht auf. Bis jetzt. Er lächelte zu mir rüber und zwinkerte mir zu. Er sah gut aus. Blondes längeres Deckhaar, gut gestylt, auf den Seiten blitzten kurz rasierte Härchen hervor. Und erst diese Augen. „Ich habe gehört, Trompeter können gut mit ihrer Zunge umgehen und beherrschen DAS EINE“, grinste sie mich von der Seite an. Ich wusste, was sie damit sagen wollte. Sie dachte wieder nur an das Eine. Als er seinen Solopart spielte, fing ich schon ein wenig Feuer. Es hatte tatsächlich etwas Erotisches, wenn man sich vorstellte, dass es nicht die Trompete ist die er dort mit der Zunge bearbeitete, sondern mein Körper. Einen Versuch ist es wert, dachte ich mir. Mein letztes Malist schon wieder viel zu lange her, da muss man so eine Gelegenheit beim Schopf packen. Als sie aufhörten zu spielen, schlichen wir uns zur Bühne um zu sehen, ob er wirklich interessiert war. Meine Freundin und ich standen da und unterhielten uns. Ein wenig fühlte ich mich wie ein Groupie auf einem Präsentierteller und wir schrienquasi danach: NEHMT UNS! Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie der Hauptdarsteller und der Trompeter auf uns zukamen. Jackpot, der Plan funktionierte. „Na, dürfen wir die hübschesten Mädels im Saal auf eine exklusive Backstageführung mitnehmen?“ „Aber ich muss euch warnen, sie kann gefährlich werden“, fügte er noch hinzu und zwinkerte mir zu. Das klang ja vielversprechend, war ja nicht so, als hätten wir das alles genau so geplant. Auf dem Weg nach hinten erzählte mir der Trompeter welche steile Karriere er hinlegte und wie schnell es für ihn nach oben ging. Ich hoffe, dass alles andere an ihm auch schnell steil bergauf geht. Wir landeten in einem Aufenthaltsraum, mit Tisch und Stühlen, einer gemütlichen Couch und einer kleinen Küche mit Getränken und Finger Food. Die Stimmung wurde immer ausgelassener und irgendwann teilte sich die Gruppe: Ich und der Trompeter, meine Freundin und der Hauptdarsteller. Und es dauerte nicht lange, bis seine Zunge dort spielte, wo ich sie mir schon den ganzen Abend vorgestellt hatte und sie spielte gut…

© Daniela Jud 2021-02-27

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