von Soultalk
Lange Zeit dachte ich, es sei Mut.
Und so handelte ich sehr lange.
Als meine Ängste begannen, verkroch ich mich immer mehr Zuhause. Traute mich kaum noch raus, wollte nicht mehr unter Leute, bekam unter anderem Panikattacken oder Angst vor Ohnmacht, (und mehr).
Ich wollte das alles nicht. Ich wollte wieder dazugehören, dabei sein. Wollte, dass es mir gut geht. Wollte all diese Ängste nicht, die mir so Angst machten.
Ich fühlte mich unsicher. Überall.
Und trotzdem war ich mutig. Ermutigte mich selbst in jedem unsicheren Moment. Ging nach draußen spazieren, obwohl ich solche Angst hatte. Ging einkaufen. Unternahm Dinge. Es besserte sich recht schnell. Doch immer nur bis zu einem gewissen Punkt.
Ich war streng zu mir. Kämpfte gegen meine Ängste. Gegen meine negativen Emotionen. Ich wollte das alles nicht.Sie gingen nicht vollständig weg, kamen immer wieder. Immer wieder extrem.
Eine einmalige aber starke Migräneattacke rüttelte mich wach und das bezüglich meines ganzen Lebens. Und genau das brauchte ich.
Von Anfang an dankbar dafür, nahm ich an was ist und fing an, meine Lehren daraus zu ziehen.
Ich begann meine Gedanken genauer wahrzunehmen,
Danach all meine Gefühle – und das war ziemlich intensiv.
Ich begann auf meine Körpersignale zu achten. So richtig.
Begann meine Grenzen abzustecken – immer und immer wieder aufs Neue.
Ich begann ehrlich über meine Gedanken und Gefühle zu sprechen.
Ich begann mir darüber bewusst zu werden, was ICH will. Und sprach es aus. Stand immer mehr zu mir.
Ich begann auf mich selbst zu achten, auch auf meine Ängste.
Endlich begann ich sie ernst zu nehmen, sie als ein Signal wahrzunehmen, das mir etwas sagen möchte.
Ich hörte ihnen einfach mal zu. Was steckte dahinter?
Und letztlich begann ich zu verstehen, woher die Ängste kamen und was sie mir in den jeweiligen Situationen sagen wollten.
Ich begann sie mit Liebe anzunehmen.Bedankte mich für sie und akzeptierte was ist.
Wollten sie mir an einem Tag sagen, dass ich nichts unternehmen “muss”, sondern es mir besser täte, daheim zu entspannen (und das okay ist), sagten sie mir an einem anderen Tag, dass ich nicht die Erwartungen anderer erfüllen brauche, oder ein NEIN zu anderen ein klares JA zu mir bedeuten kann.
Ich verstand ihre Absichten.Und weil ich sie mit Liebe in meinem Leben und voller Dankbarkeit ihrer Botschaften wegen akzeptiere und annehme, werden sie nun weniger.Langsam, aber dafür nachhaltig.
Es ist eine Bereicherung. Vielleicht eine der ungewöhnlichen Art. Jedoch darf ich durch die kleinen und riesengroßen Lektionen letztlich zu mir finden.
Und, weil ich mich selbst nun ernst nehme,
Weil ich spüre, was ICH brauche oder möchte,
Weil ich dafür einstehe und vor allem,
Weil ich zu mir stehe,
Kann ich meine Ängste voller Vertrauen und in meiner ganz persönlichen Geschwindigkeit loslassen.
© Soultalk 2020-12-29