von Maria Oberhammer
Es ist äußerst beklemmend, in den schmalen Gängen des riesigen Bunkersystems in die Geschichte Albaniens einzutauchen. 176 originale Räume! Dorthin sollte sich der Diktator Enver Hoxha (1908 – 1985) mit seiner Frau und den engsten Anhängern vor einem Atomangriff flüchten können.
Wir besuchen die beiden Museen Bunk`Art und Bunk`Art2 in Tirana, die sehr detailliert und anschaulich zeigen, wie Enver Hoxha seine 40 Jahre andauernde Macht auf- und ausbaute. Wie er sein Land in die totale Isolation und Armut führte. Wie er seine Geheimpolizei „Sigurimi“ installierte, die für ihre brutalen Foltermethoden berüchtigt war. Eine Geheimpolizei, die perfide Bespitzelungssysteme anwandte, und auch sehr gerne auf Zivilpersonen zurückgriff. Diese unauffälligen Spitzel konnten ihre Familien und Freunde am besten aushorchen und später verraten. Dadurch entstanden tiefe Gräben des Misstrauens in der albanischen Bevölkerung, die teilweise noch bis heute nachwirken.
1991 brach der Kommunismus dann auch in Albanien zusammen und die riesige Statue von Enver Hoxha auf dem Skanderbergplatz in Tirana wurde unter großem Jubel gestürzt. Weiße Taschentücher wurden in die Luft geworfen. Albanien war frei! Der Weg, den Albanien seither als demokratischer Staat beschreitet, gestaltet sich jedoch recht zäh. Tiefe Wunden brauchen viel Zeit für Heilung. Ein Land muss sich neu definieren, aber Aufbruch und Wandel sind deutlich spürbar.
Im Internet findet man für die Herkunft des Namens ALBANIEN, früher als Land der Skipetaren bekannt, folgende Erklärung: „Albanien geht entweder auf das präkeltische alb (Hügel) oder auf das indogermanische albh (weiß) zurück. Diese Bezeichnung könnte sich auf das Kalkgestein des Dinarischen Gebirges oder auf klares Flusswasser beziehen.“
Vielleicht steckt ja auch etwas vom italienischen „Alba“ (Tagesanbruch, Beginn) in „Albanien“? Dieser Gedanke gibt uns Hoffnung bei all dem Entsetzen über das grausame Regime jenes machtbesessenen Mannes und seiner hörigen Gefolgschaft. Und leider nicht das einzige oder gar letzte derartige Regime in der Menschheitsgeschichte, wie wir heute miterleben müssen.
Kurz vor dem Ausgang des Museums bleiben wir an einem Spruch von Mutter Teresa hängen. Durch ihre albanischen Wurzeln wird sie hier überall im Land verehrt. Ein Spruch, der an Wahrheit nichts eingebüßt hat:
„Evil settles roots, when a man begins to think he is better than others.“ (Sommer 2022)
© Maria Oberhammer 2024-02-20