Das gruselige Hexenhaus

Beate Schiffmann

von Beate Schiffmann

Story

Ich wollte schon immer einmal wieder in den Harz fahren. Es ergab sich die Gelegenheit dazu als meine Nachbarin Gabi in einem Haus in Altenau einhüten sollte und mich mitnahm.Es war ein altes Haus, das eine Bekannte von Gabi günstig erworben hatte. Es war jedoch renovierungsbedürftig. Wir sollten für ca 14 Tage dort wohnen, damit das Haus nicht leer stand.

Nun kamen wir nach fast acht Stunden Reise an, mit Gepäck und Hund. Von außen machte alles keinen guten Eindruck. Vertrocknete Pflanzen in alten Kästen und Kübeln umstanden das Haus und den Eingang.

Die Vorbesitzerin verließ gerade das “sinkende Schiff”. Sie hatte ihre beiden Kinder dabei, wie Hänsel und Gretel und sie kam mir wie eine Hexe vor.

Als wir hineingingen, waren wir geschockt. Ein muffiger Geruch schlug uns entgegen. Wir standen in einem dunklen Raum, von dem eine Treppe hinauf führte. Von allen Seiten und von zwei Tischen blickten uns hässliche Hexenpuppen entgegen. Neben der Tür stand eine ca. ein Meter große dunkle Neandertal Figur. Die Wände waren mit kitschigen Bildern und Keramiken behängt. Im dunklen Hintergrund saß ein Hexengebilde mit einem großen schwarzen spitzen Hexenhut. Links, hinter einer Tür waren die ebenerdigen Kellerräume, die uns später auch entsetzen ließen.

Mühsam stiegen wir die Treppe hoch in den zweiten Stock, zu unseren Zimmern, begleitet von allem möglichen Hexenkram. Gabis Zimmer war der Buddha Raum. Warum eigentlich? An den Wänden angeklebte Buddha Bilder. Auf dem großen dunklen Bettüberwurf, ein großer Buddha Kopf und hinter dem Bett ein riesiges Buddha Poster an die Wand geklebt. Lila, dunkle Farben, gruselig. Das Bad war ganz ok, bis auf Schimmel in der Dusche. Meine beiden Räume waren der ehemaligen DDR gewidmet. Eine große Fahne und viele Bilder von DDR-Funktionären an den Wänden, neben angehängtem Kitsch.

Als Erstes haben wir die Wände von all dem Zeugs befreit, um es uns etwas wohnlicher zu machen. Als wir dann die muffigen Kellerräume inspizierten, fanden wir hinter einem Vorhang einen kleinen Raum, in dem sich eine Liege, Tisch, Stuhl und ein Regal befand. Dort hat die Hexe Hänsel wohnen lassen, da für ihn sonst kein Platz in dem Haus war. Alles war vollgepackt und das Bett, wie gerade verlassen. Zwei knallrot gestrichene Türen fielen uns auf, mit Glitzer verziert. War die Hölle dahinter? Nein, nur volle Regale mit Ramsch.

Wir haben jedoch einiges vom Harz gesehen. Das Wetter war nicht besonders gut. Es war kühl und regnete viel. Eine Seilbahn führte uns auf den Blocksberg bei Hahnenklee. Zu Fuß ging es wieder hinunter mit herrlichen Ausblicken. Tollkühne Mountenbiker stürzten sich den Berg hinunter. Schöne Wege gab es um Altenau. Die Oker begleitete uns mit ihrem Rauschen. Es war sehr grün und die riesigen Tannen begeisterten mich.

Als Gabi mehr und mehr von ihrer Bekannten aufgefordert wurde im Haus etwas zu tun und die Räume herzurichten, beschlossen wir nach neun Tagen dieses gastliche Haus zu verlassen.

© Beate Schiffmann 2021-07-19

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