Das laute Lächeln.

Yannic Viertl

von Yannic Viertl

Story

Es war einmal ein schönes Schloss. Eigentlich konnte man es eher als einen großen Ballsaal betiteln, denn es bestand nur aus einem einzige, mit Spiegeln aller Größe und Form getäfeltem Raum. Es galt fast als Pflicht, einmal in seinem Leben dort einen Ball zu besuchen. Diese Feste waren sehr ausladend und weithin bekannt. So gesellte sich eines Tages auch eine junge Magd unter die buntgemischte Menge. Das war an und für sich nichts Besonderes, denn in dem Schloss war ein jeder gleich. Es tanzten Könige mit Dieben, Minister mit Bauern und Geistliche mit Dirnen. Jeder trug seine besten Gewänder und niemand wurde schief angesehen. Bis zu jenem Abend. Denn das Mädchen hatte nun wirklich kein schönes Gewand. Es waren vielmehr Lumpen, da sie auf einem armen, abgeschiedenen Bauernhof lebte und die wenigen Güter füllten gerade so die Mägen der Bewohner. Aber es war immer ihr Traum gewesen zu tanzen. So legten alle zusammen und erstanden ein „Kleid“. Trotz der doch recht gemischten Menge, stach sie daraus hervor. Und war missbilligenden Blicken und Getuschel ausgesetzt. Das machte sie sehr traurig, weil es ihr wirklich so ein tiefer Wunsch gewesen war hier zu feiern. Aber aus dem Traum war ein wahrer Albtraum geworden. Weinend lief sie zu dem großen Portal, welches den Ein- und Ausgang zu dem Saal darstellte. Gerade wollte das Mädchen in die Dunkelheit entfliehen, als eine sanfte Stimme sie zurückrief. Es war ein alter Mann, welcher sie höflich um einen Tanz bat. Verwirrt sah in die Magd an und fragte sich, ob dies nun ein gemeiner Streich war. Doch der Herr lächelte sie freundlich an und streckte ihr seine Hand entgegen. Vorsichtig näherte sich die junge Frau und ergriff die angebotene Hand. Der Mann führte sie in die Mitte des Saales und begann sie zu führen. Er war ein geübter Tänzer, das merkte man gleich. Nach und nach fielen die Sorgen der Tänzerin ab und sie begann sich in der Musik zu verlieren. So vollführte sie nun selbst ausladende Drehungen und schwebte mit einer für die Umstehenden unfassbaren Eleganz über das Parkett. Ohne es zu merken begann sich auf ihrem Gesicht ein Lächeln auszubreiten, welches so besonders schön und von reinster Freude erfüllt fast schon hörbar war. Es spiegelte sich an den Wänden wider und brannte sich in die Spiegel ein. Diese begannen zu vibrieren. Erst leicht, dann immer stärker und nun konnte man das Lächeln in seiner wahren Form auch hören. Diesen Abend sollte niemand der Anwesenden je vergessen. Selbst danach noch, wenn man ganz still in dem Ballsaal stand, vernahm man ein leises Klirren der Spiegel, welches entfernt an ein Lachen erinnert. Und manchmal konnte man meinen in ihren Reflexionen eine überglückliche junge Frau zu entdecken, welche fröhlich einen Tanz vollführt.




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Sometimes being Happy is impossible like Raindrops on the Moon. So we should still try to keep the sun on earth.

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© Yannic Viertl 2024-09-17

Genres
Romane & Erzählungen