Das Wolkenkuckucksheim

MMM Kübler

von MMM Kübler

Story
In den Wolken

Es war einmal – ich weiß nicht mehr, wann. Vielleicht ist es auch nicht geschehen. Oder es passierte gestern oder vielleicht geschieht es sogar erst heute. Jedenfalls kam die Großmutter eines Tages auf die Idee, für alle Wolken-Kinder dieser Welt ein Wolkenkuckucksheim einzurichten. Sie stieg hinauf in den Himmel und sammelte sich dicke, weiße Wolkenkissen zusammen, aus denen sie dann Wolke für Wolke ein großes Haus zusammenzufügen begann. „Zuerst brauchen wir einen Schlafsaal“, sagte sie sich, „in dem sie alle weich und bequem liegen können. Für ganz wundervolle und fantastische Träumereien.“ Sie schichtete eine kleine Halle in einer Kreisform auf, auf der die Wolkenwand oben ein schönes rundes Iglu-Dach bildete, so, dass es keinerlei Ecken und Kanten gab. Ein großes, bogenförmiges Loch bildete den Eingang. Für die frische Luft und den Einlass des Mondlichts gab es rundum kleine ovale Fenster nebeneinander in der Wand. Unter jedem Fenster formte sie ein weiches Wolkenbett und hängte einen Wolkenschleier darüber auf. Als sie fertig war, stellte sie sich in die Mitte, drehte sich langsam im Kreis und war mit ihrer Arbeit sehr zufrieden. „Lauter kleine Himmelbetten, wie schön!“, murmelte sie vor sich hin und trat durch den Eingangsbogen ins Freie. „Was brauchen wir noch?“ überlegte sie. „Eine Küche wäre wunderbar, für das Kochen, Backen und Essen. Und ein Badezimmer ist auch ganz nützlich, zumindest, um plantschen und mit Wasser spielen zu können. Aber ich glaube, das schaffe ich nicht alleine. Da muss ich mir wohl Hilfe holen.“ Gleich machte sie sich auf den Weg. Sie wusste, dass das Wetter fast immer aus dem Westen auf die Erde kam. Und sie dachte an die Blitzhexe und den Regenfritz, die ihr wohl beim Einrichten von Küche und Bad sehr von Nutzen sein konnten. Da die beiden am Wettermachen oft beteiligt waren, meinte sie, dass sie wohl im Westen des Himmels zu finden wären. Als sie eine ganze Weile in diese Richtung gegangen war, hörte sie ein deutliches Plätschern und meinte schon am Ziel zu sein. Doch als sie um die nächste Wolke bog, saß da in einer Wolkenkuhle ein lustiger Geselle, der nicht sehr nach einem Regenfritz aussah. Er lag grünlich schimmernd in dem kleinen Wolkenteich und prustete vor sich hin. Mit einem breiten Froschmaul machte er Geräusche und platschte mit langen Froscharmen und -beinen auf das Wasser, dass es nur so spritzte. „Guten Tag!“, sagte die Großmutter, so laut sie konnte, um gegen den Lärm anzukommen. Sie hielt auch genügend Abstand, um nicht nass zu werden. „Ubsch“, machte der Froschmann und versank blitzartig unter das Wasser. Es wurde ruhig, ganz ruhig. Erst nach einer langen Weile tauchte ein grünlicher runder Glatzkopf mit zwei gelben Glubsch-Augen ganz langsam aus dem Wasser und sah sich vorsichtig nach allen Seiten um. Die Großmutter lächelte freundlich und wiederholte nun in normaler Lautstärke ihren Gruß. „Könnten Sie mir vielleicht behilflich sein? Ich suche die Blitzhexe und den Regenfritz.“ „Ochsch, ja dochsch“, quakte das breite Froschmaul, nachdem sich der Kopf nun ganz aus dem Wasser gehoben hatte. „Abersch würden Schie schich bitte umdreschen, isch bin schehr schüchtern veranlagt.“ Geduldig drehte sich die Großmutter mit dem Rücken zu dem kleinen Tümpel und wartete auf die weitere Antwort. „Darf isch misch zuerscht einmal vorschtellen, gnädige Frau?“


© MMM Kübler 2024-02-10

Genres
Romane & Erzählungen, Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich
Hashtags