Und Gott pflanzte einen Garten in Eden im Osten, und er setzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte. Und Gott, der Herr, ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, begehrenswert anzusehen und gut zur Nahrung, und den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens, und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Und ein Strom geht von Eden (d.h. Wonne; Anm.) aus, den Garten zu bewässern; von dort aus teilt er sich und wird zu vier Armen. Der Name des ersten ist Pischon; der fließt um das ganze Land Hawila, wo das Gold ist; und das Gold dieses Landes ist gut; dort gibt es Bedolach-Harz und den Schoham-Stein. Und der Name des zweiten Flusses ist Gihon; der fließt um das ganze Land Kusch. Und der Name des dritten Flusses ist Hiddekel; der fließt gegenüber von Assur. Und der vierte Fluss, das ist der Euphrat. (Das erste Buch Mose/Genesis; 2.8 – 14; Voltmedia, 2005)
< Lebensbaum, Klimt (Buch)
Und Gott, der Herr, sprach zur Frau: Was hast du getan! Und die Frau sagte: Die Schlange hat mich getäuscht, da aß ich von dem Baum. Und Gott, der Herr, sprach zur Schlange: Weil du das getan hast, sollst du verflucht sein unter allem Vieh und unter allen Tieren des Feldes! Auf deinem Bauch sollst du kriechen, und Staub sollst du fressen alle Tage deines Lebens! (3.13 – 14)
Zwei Menschen, aus Erde geschaffen, betreten den umgrenzten Bereich (Pairi-daeza; griech. Paradeisos) und lassen sich von der Schlange verführen. Sie naschen vom Baum der Erkenntnis einen Apfel: Infolgedessen erkennen sie, dass sie nackt waren. Adam (häbr.; Adama = Erdboden) gab der Frau den Namen Eva. Der Garten Eden ist ein Mythos. Über die Deutung streitet die Wissenschaft: „Das Wesen der Wissenschaft ist nun einmal der Streit um die bessere Theorie. Wissenschaftliche Theorien müssen widerlegbar sein. Eine Theorie kann nur so gut sein, brillant sogar, aber sie ist niemals wahr. Sie ist nur noch nicht widerlegt.“ So schreibt Ferdinand von Schirach. Das Alte Testament wurde über Jahrhunderte mündlich überliefert, erst später wurden die Geschichten schriftlich festgehalten.
Thales von Milet (Sieben Weisen): „Wasser ist der Ursprung von allem.“ Versuchen wir die im Alten Testament beschriebenen Flüsse zu verorten: Das Land Hawila liegt wahrscheinlich im Westen der arabischen Halbinsel, dort wo auch heute noch Gold gewonnen wird. Im Hochland von Dschebel Shammar könnte der Pischon entsprungen sein, dort wo sich heute der Wadi Ar-Rumma befindet (Oberlauf). Selten, aber doch gibt es in diesem ausgetrockneten Flussbett auch Überflutungen. Der Unterlauf des Pischon wäre dann der heutige Wadi al-Batin gewesen, der vor der Mündung in den Schatt el Arab entlang der West- und Nordgrenze von Kuwait verläuft; das Gebiet zwischen den beiden Wadis ist heute von Sand bedeckt. Das Land Kusch, das hier genannt wird, läge dann im heutigen Iran, wo der Fluss Karun (Gihon?) am Berg Karbusch entspringt. Hiddekel, das ist der Tigris und der vierte Fluss Euphrat ist in der Bibel genannt, die zwei letzten Flüsse entspringen in der Türkei. Alle Flüsse gelangen über den heutigen Schatt el Arab in den Persischen Golf: Befand sich dort das Paradies?
© Christian Mayerhofer 2024-03-24