Der Museumsfriedhof in Kramsach

Adelinde Barilich

von Adelinde Barilich

Story

Bei einer Urlaubsfahrt durch Tirol wollten wir uns einmal den Museumsfriedhof in Kramsach, den Friedhof ohne Toten, ansehen, von dem im TV Sepp Forcher berichtet hat.

Durch jahrzehntelange SammeltĂ€tigkeit der Kunstschmiede Guggenberger wurden aus Nordtirol, Salzburg und Bayern eiserne Grabkreuze von aufgelassenen GrĂ€bern mit humorvollen SprĂŒchen zusammengetragen, dieser Museumsfriedhof in mĂŒhevoller Arbeit angelegt und jetzt auch laufend restauriert und gepflegt.

Es sind also 60 Grabkreuze mit originellen Zweizeilern, geschaffen von Bauernmalern (Tuifelmalern) aus einer Zeit, wo das Leben hart war und der Tod ein tĂ€glicher Begleiter. Diese lustigen GrabsprĂŒche wurden verfasst, um mit dem Schicksal auf eine ganz eigene Art umzugehen.

Es ist historisch belegt, dass im 17. Jahrhundert die Eigenheit von skurrillen Grabinschriften von England zum Festland und sogar nach Übersee verbreitet wurde. So gibt es z.B. auch in Saganta in RumĂ€nien einen “Fröhlichen Friedhof”.

Circa 200.000 Besucher kommen jĂ€hrlich nach Kramsach. Das Bewusstsein um handwerkliche Schmiedetradition und der Sinn fĂŒr Heimatverbundenheit zeichnen diesen einzigartigen Friedhof aus, der weltweit eine besondere RaritĂ€t ist. Er wurde im Jahr 2000 gegrĂŒndet, 2011 durch Arkaden erweitert und 2013 seiner Bestimmung ĂŒbergeben.

Nach dem Besuch dieses Friedhofes wird man mit einem Schmunzeln, einem LĂ€cheln ĂŒber das Versöhnliche von Werden und Vergehen nachdenken und diesen Ort in netter Erinnerung behalten.

Einige Kostproben:

Hier liegt Martin Krug, der Kinder, Weib und Orgel schlug.

Hier ruht ein lieber Arzt, Herr Grimm, und alle, die er heilte, neben ihm.

Hier schweigt Johanna Vogelsang, sie zwitscherte ein Leben lang.

Hier liegt die ehrsame Jungfrau Notburg Nindl, gestorben im 17. Jahr, just als sie zu gebrauchen war.

Hier ruht die ehr- und tugendsame Jungfrau Genoveva Voggenhuberin, betrauert von ihrem einzigen Sohn.

In dieser Gruben ruhen zwei MĂŒllerbuben. Geboren in Thiersee, gestorben an Bauchweh.

Hier liegt die Jungfrau Rosalind, geboren als unerwĂŒnschtes Kind. Ihr unbekannter Vater war ein Kapuzinerpater.

Grab eines TotengrÀbers; Kaum 90 Jahr hat er gelebt und scharrte manchen ein. Wer andern eine Grube grÀbt, fÀllt selbst hinein.

Bruckle gonga, Bruckle brocha, obigfolla und versoffa.

© Adelinde Barilich 2022-02-26

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