von Felix Roshardt
Ich steh da, der Blick weit zum Traunstein – dem Wächter des Salzkammergut s – über den Traunsee. Etwas Links liegt Gmunden, rechts Traunkirchen. Die alten Birnbäume blühen voll und kraftvoll. Die Wiesen rundum nehmen Farbe auf. Der erste Löwenzahn beginnt seine wunderschöne gelbe Leuchtkraft zu entfalten. Die Vögel jubilieren, die ersten Bienen und Hummeln sind unterwegs. Mittendrin in diesem Paradies liegen meine gepachteten 20m2 Garten. Drei Hochbeete sind schon angelegt. Jedes schaut anders aus, keine Einheit im Garten, keine Vorschriften vonseiten des Bauerngartenvereins. Ausgenommen sind die Verwendung von Kunstdünger, Herb- und Pestizide. Das ist ganz in meinem Sinne. Vor drei Jahren durfte ich diesen Flecken Erde übernehmen. Nicht um wirklich davon zu leben. Nein, aus Freude an der Sache. Um meine Zeit draußen in der Natur zu verbringen, um in der Erde zu wühlen, um zu lernen, wie Natur funktioniert. Auch um zu sehen und zu erleben, was diese Natur mit einem macht und was sie macht. Ich darf Geduld lernen – das wird noch eine Weile dauern. Zu begreifen, dass aus diesem kleinen Samen etwas Wunderbares wird, sollte es die Schnecken überleben. Was heißt es, als Nützling zu gelten, oder sogar als Schädling bezeichnet zu werden. Soll ich diese „Schädlinge“ bekämpfen oder muss ich die leben lassen? Was sind natürliche Feinde? Wie kann ich sie einsetzen? Das ist oft so spannend und es lehrt mich auch, manchmal der Natur nachzugeben. Mit den Schnecken, Wühlmäusen und Maulwürfen, Läusen zu leben. Mit ihnen den Garten oder den Salat zu teilen. Nicht immer einfach glauben sie mir!!! Andererseits ist es absolut eine Offenbarung, eigene Radieschen, Salat, Himbeeren oder Fisole zu ernten. Eigene Paradeiser zu kosten. Die sonnengereift geerntet werden können, ohne je ein Kühlhaus von innen gesehen zu haben. Köstlich. Dazu eigens gezogenen Basilikum.
Natürlich schaut mein Gemüse selten so aus wie im Geschäft gekauft. Meine haben Fraßstellen, Flecken oder sonstige optische Mängel. Aber es schmeckt anders. Es schmeckt besser. Warum? Weil es nie irgendwo gekühlt gelagert wird. Es wird geschnitten und ein paar Stunden später ist es verarbeitet oder sogar gegessen.
Manchmal sitze ich nur da auf dem Holzbankerl und schau auf den Traunsee runter. Letzten Sommer ist mir aufgefallen, wie klar die Luft ist. Keine Kondensstreifen am Himmel von den vielen Flugzeuge die Richtung Osten, oder von dort kommend, das Salzkammergut überqueren. Es fiel mir die Stille auf, die mich umgab. Ungewöhnlich still war s. Jetzt hat sich das wieder etwas geändert, obwohl es nicht so ist wie vor Corona. Hoffentlich bleibt das so. Ich meine nicht der Lockdown als solcher, aber allgemein, etwas ruhiger, etwas gemächlicher.
Die Sämlinge, die Setzlinge und auch das Bestehende wächst, schlägt neu aus, es beginnt zu blühen. Die Natur erfindet sich wieder Neu. Da teilzuhaben ist für mich ein Geschenk.
Bleibt gesund!
Der Pensionist
© Felix Roshardt 2021-05-05