Der schönste Mensch der Welt

Jules Stefan

von Jules Stefan

Story

Vor ihm steht der schönste Mensch der Welt. Statt davon eingeschüchtert zu sein, mustert er diese Schönheit schamlos und wird im Gegenzug ebenso schamlos betrachtet.

Was an dem schönen Menschen zuerst auffällt, sind die Augen. Diese geistreichen schönen Augen, die herausstehen wie zwei Edelsteine. Es gibt so viele Augen auf der Welt, doch er glaubt, dass diese Augen einzigartig sind, Unikate, die man sonst nirgendwo findet. Obwohl sie so schon schön genug sind, werden sie zusätzlich durch die perfekt geformten Brauen betont. Es ist schon fast unfair, solch eine grandiose Augenpartie zu haben!

Doch dann gibt es noch diese perfekte, ebenmäßige, glatte Haut. Sie ist nicht nur frei von jeglichen Unreinheiten, sondern strahlt voller Vitalität. Es ist selten, so eine schöne Haut zu finden, bestimmt würden so einige dafür morden – denn kein Schönheitsprodukt könnte solch einen Teint versprechen.

Natürlich weist auch die Nase eine perfekte Symmetrie auf – gut, vielleicht ist sie etwas groß geraten, doch genau das macht das Gesicht noch interessanter. Und Gott, sehe sich doch einer diese Lippen an! Sie sind zum Küssen gemacht und wenn der Mund noch lächelt, enthüllt er diese blendenden, geraden Zähne wie weiße Perlen. Dazu wird das Gesicht, sobald es lächelt, noch von charmanten Grübchen geschmückt.

Die Haare des schönsten Menschen haben natürlich die perfekte Farbe, die perfekte Fülle und die perfekte Form. Wenn man durch diese Haare fährt, fühlt man, wie weich sie sind. Okay, sie sind kurz und demnach leichter zu pflegen, aber bestimmt würden viele solche prachtvollen Haare haben wollen.

Und können wir mal über Gesichtsformen sprechen? Die des schönsten Menschen ist unglaublich! Alles ist aufeinander abgestimmt, selbst die Ohren haben die ideale Größe und Form!

Gott, wie kann man nur so schön sein? Wie kann so ein Mensch überhaupt existieren? Alle sollten sich vor solch einer Schönheit verneigen und froh sein, diese Welt mit solch einem Übermenschen zu teilen!

„Hey, Narziss!“, spöttelt seine Schwester. „Kannst du mal aufhören, in den Spiegel zu starren? Wir müssen gleich los und ich will nicht deinetwegen zu spät zur Schule kommen.“

Neiderin. Bevor er sich aber auf den Weg macht, verabschiedet sich die schönste Reflexion mit einem Zwinkern von ihm.

© Jules Stefan 2021-07-19

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