von Emma Breuninger
Von 1979 bis 1981 arbeitete ich bei Lufthansa in der Fluggastabfertigung am Frankfurter Flughafen. Wir waren in feste Schichtgruppen eingeteilt, die sich Roster nannten, weil der Dienstplan „eingerostet“ war, d.h. es war ein Dienstplan über 14 Wochen, der sich dann ständig wiederholte. Man wusste also lange im Voraus, wann man welchen Dienst haben würde.
Ich gehörte zum berühmt-berüchtigten Roster 13. Warum berühmt-berüchtigt? Nun, wir waren schon eine sehr spezielle Truppe. Wir organisierten sogar eine Show und führten diese in einem Saal in Frankfurt Sachsenhausen auf – die Turbulence-Show.
Diese Show war eine einzige Parodie, damals noch mit Play-Back (Karaoke gab es noch nicht). Wir präsentierten berühmte Stars, wie z. B. Barbara „Streusand“, Nina „Magen“, Sherley „Kessie“, Hildegard „Mief“, Marlene „Niedlich“ oder Florence Awful, die Krähe von Manhattan, die in Wahrheit Florence Foster Jenkins hieß (2016 kam ein Film über sie in die Kinos).
Ich trat als „Vera Allerlei aus Leipzig“ auf mit dem „Sächs’schen Sex“ (Beate Hasenau – Sächs’scher Sex – auf Youtube zu finden) – unter der Hymne der DDR marschierte ich ein und sollte dann einen Striptease darbieten, der aber an der Qualität des DDR-Reißverschlusses scheiterte, der partout sich nicht öffnen ließ.
Marjut war eine aus unserem Roster. Sie war Finnin und sprach ein grammatikalisch einwandfreies Deutsch, akzentfrei. Wer sie nicht kannte, kam niemals auf die Idee, Deutsch könnte nicht ihre Muttersprache sein.
Marjut hatte an diesem Tag Dienst in Halle A bei der Gepäckannahme. Sie kam verspätet in die Pause. die wir in einem der Restaurants am Flughafen verbrachten. Sie kam laut lachend an unseren Tisch. So sehr musste sie lachen, dass ihr schon die Tränen kamen. Immer, wenn sie beginnen wollte zu erzählen, musste sie wieder loslachen. Wir wurden immer neugieriger. Endlich nahm sie tief Luft und erzählte:
Stellt Euch vor, was mir soeben passiert ist. Ich habe einen Gast eingecheckt, und als es um die Sitzplatzreservierung ging, habe ich ihn doch tatsächlich gefragt: „Möchten Sie gerne vor oder auf dem Geflügel“ sitzen.
© Emma Breuninger 2020-09-06