von Perleberg
@AblaviKomi-Ayeh Es gibt Momente im Leben, da stellt man sich selbst eine ganz einfache Frage: Warum zur Hölle hast du dir einen Pool bauen lassen, wenn du nicht mal schwimmen kannst? Gute Frage. Nächste Frage.
Jeden Sommer dasselbe Drama: Der Pool glitzert verführerisch in der Sonne, die Kinder planschen wie hyperaktive Delfine auf Zucker, mein Mann macht den Bademeister in Baywatch-Optik, und ich? Ich stehe daneben. In voller Montur. Mit Handtuch über der Schulter und einem völlig übertrieben professionellen Blick, als würde ich gleich die nächste Wasserqualitätstestung vornehmen.
Die Wahrheit ist: Ich kann nicht schwimmen. Noch nie. Nicht mal ein bisschen. Ich bin praktisch die menschliche Version eines Steins mit Panikattacke. Aber mein Talent fürs Schauspiel ist preisverdächtig. Ich hab es jahrelang geschafft, mich aus jeder Schwimmsituation rauszuwinden. „Oh nein, ich muss unbedingt den Kartoffelsalat umrühren!“, „Ups, die Poolnudeln müssen sortiert werden!“, oder mein Klassiker: „Ich hab heute meine Wasserkontaktlinsen drin, geht gar nicht!“
Doch gestern, da ist es passiert. Ich habe meinem Mann mein peinliches, nasses Geheimnis anvertraut. Ich war sicher, er lacht sich schlapp – stattdessen guckt er mich ernst an und sagt: „Na dann bring ich’s dir halt bei.“ Toll. Was für ein romantischer Moment. Fast wie bei Titanic. Nur ohne Schiff. Oder Können. Oder Würde.
Heute stehe ich also vor diesem blauen Monster aus Fliesen und Chlor. Mein Mann wartet schon im Wasser, wedelt mit den Armen wie ein Animateur auf Speed. Ich selbst fühle mich wie ein Pinguin mit Höhenangst auf dem 3cm-Sprungbrett. Mein Badeanzug zwickt an Stellen, von denen ich nicht mal wusste, dass sie zwickbar sind, und ich rede mir gut zu: „Du schaffst das, du bist eine starke, unabhängige Frau… mit null Auftrieb.“
Ich atme tief ein. Dann nochmal. Und nochmal. Inzwischen glaube ich, ich bin hyperventiliert genug, um allein dadurch über Wasser zu bleiben. Und dann… dann passiert’s.
Ich nehme Anlauf. Zwei Schritte. Ein Sprung. Platsch!
Und was mache ich? Ich lande – wie ein nasser Sack Waschmittel – direkt meinem Mann auf dem Kopf. Der taucht prustend auf und ruft: „Okay… vielleicht fangen wir mit Reingehen an statt Reinspringen?!“
Während ich mich wie ein asthmatisches Seepferdchen an seiner Schulter festklammere, quietschen meine Kinder am Beckenrand vor Lachen. Ich sehe aus wie ein betrunkener Flamingo in der Badewanne, aber hey – ich bin drin. Im Wasser. Mitten im Geschehen.
Und das Beste? Ich hab überlebt. Nur mein Stolz ist ein bisschen ertrunken. Aber der war eh nie besonders schwimmfähig.
© AblaviKomi-Ayeh 2025-04-06
© Perleberg 2025-04-07