Der Weltherrschaftsplan eines Kindes

Vor einigen Tagen fiel mir beim Sortieren meiner alten Schulsachen ein kleiner zerknitterter Zettel in den Schoss. Ich pustete den Staub weg und zum Vorschein kamen zahlreiche Rufzeichen und schwarze Totenkopfsymbole. Sofort erkannte ich ihn wieder. Es war mein alter „Weltherrschaftsplan,“ den ich als Kind in einer langweiligen Schulstunde zu Papier brachte.

Hier muss ich euch kurz erklären, dass ich laut einigen Leuten, die zu der Zeit auch nicht müde wurden, es zu erwähnen, ein eher „besonderes“ Kind war. Während die anderen Kinder ihren Püppchen hübsche Kleider anzogen und sanft deren Haare frisierten, hatte ich eher Spaß daran meinen Puppen wild die Haare zu rasieren, sie an die Gleise des Spielzeugzuges zu fesseln und sie dann mit voller Geschwindigkeit zu überfahren. Das machte es ab und zu nicht leicht für die anderen Kindern mit mir zu spielen, da sie dieses Level an Brutalität nicht gewöhnt waren und gleiches galt für ihre Eltern. Weshalb ich einige Spielverbote erhielt.

Hier war er nun, wieder in meinen Händen. Beim Überfliegen der Punkte kam ich zu dem Entschluss, dass er eigentlich ganz gut durchdacht war. Aber seht selbst:

Punkt 1: zuerst Heimatdorf, dann Österreich an mich reißen. – Verstehe, man muss ja mal klein anfangen. Punkt 2: Kiemen wachsen lassen, Fischarmee ausbilden, Fusion von Lungen und Kiemen, weltweite Küstengebiete erobern – Zugegeben dieser Punkt ist aus heutiger Sicht vielleicht eher schwerer umzusetzen als der davor, aber an Kreativität mangelt es ihm nicht.

Punkt 3: den freien Willen ausschalten und die Menschen der Küstengebiete dazu bringen, das Landesinnere zu erobern – von außen nach innen, so gibt es kein Entrinnen…war wohl der Gedanke.

Punkt 4: mich sieben- mal klonen und auf die sieben Kontinente verteilen – größenwahnsinnig ja, aber wenigstens wusste ich, dass ich die Arbeit aufteilen muss, damit ich die Übersicht behalten kann, (da war ich wohl damals schlauer als heute)

Punkt 5: neue Währung mit meinem Konterfei darauf einführen – ganz, ganz wichtiger Punkt, man ist erst dann richtig an der Macht, wenn man von den glitzernden Münzen lächelt.

Punkt 6: den Reichen das Geld nehmen und den Armen helfen – gebt es zu! Ihr dachtet bestimmt, ich schrieb das nur aus reinem Wahnsinn und Selbstverherrlichung. (nur ein bisschen)

Punkt 7: zurücklehnen und entspannen

Das war er nun. Ich muss sagen sieben extrem gut überlegte, komplett realisierbare und aufschlussreiche Punkte, um an die Weltherrschaft zu gelangen. Natürlich nur aus reiner Nächstenliebe geschrieben. Zu eurem Glück hatte ich weder die Motivation, noch das Verlangen danach ihn umzusetzen. Sonst wäre ich mir sicher euch hätten meine weiteren Vorhaben bestimmt auch sehr gut gefallen. (Siehe Punkt 3) Vor allem, weil er ja auch ganz bestimmt funktioniert hätte. Aber immerhin erfüllte er auf jeden Fall seinen Zweck, mich durch so manch eintönige Unterrichtsstunden mit monotonem Gerede zu bringen.