von Josef Sonnweber
Wie ich vor Jahren auch einmal mit unserer Musikkapelle bis Prag gekommen bin, habe ich dort zu nächtlicher Stunde mit einem ‘behmischen’ Musikkollegen Freundschaft geschlossen und ihm die Geschichte vom Sängers Fluch erzählt. Darauf hat er gesagt:“ Ja, lieber Pepi, haben wir gehabt bei ins gleiches Malehr mit behmische Musikanten, wie Behmen noch bei Estreich war. Will ich gerne erzählen dir von dieses Malehr:
„Stand sich zu Zeiten alters a furchbar scheenes Schloss, stand sich auf eine Higel, war sich bei Meer sehr groß. Inmitten war sich Gartel mit Zwiebel, Obst, Spinat und ganz in Mitte drinnen ein Springbrunnen sich hat. Dort wohnte sich a Keenig, der war sich sehr gemein, Antlitz seiniges war dister, er was auch sonst ein Schwein. Einst zogen zu diesem Schlessel zwei behmisch Musikant‘, der eine saß auf Ressel, der and’re neben ihm stand. Sie kamen sich zu Schlessel, geh’n sich bei Tor hinein, dort sitzt auf Thron sich Keenig, in der Hand a Trumm Edelstein. Daneben sitzt auf Stockerl die Keenigin soo siiß, war sich a fesches Madel, von Kopf bis zu die Fiiß. Der Alte bläst Posaune, er bläst so laut und hell, dass Rittern tut zerspringen das ganze Trommelfell. Der Junge schlägt Tschinelle, er schlägt so kräftig drein, dass von Plafond tut fallen a Mordstrumm Ziegelstein. Die Keenigin entzicket, lächelte sich siiß, nimmt sich von Busen Bleamerl und wirft’s ihm ins Gefriiß. Da wird sich Keenig fuchtig, Antlitz seiniges wird rot, nimmt sich Gewehr und schießet, da ist sich Junges tot. Da nimmt der Alte Junges, was Loch in Schädel hat, und tut auf Ross ihn binden mit an Papierspagat. Dann fängt er an zu fluuchen, er fluucht sich so gemein, dass vor Schenieren rot wird der weiße Marmelstein. “Weh dir, verfluchtes Keenig, der Teixl soll dich holen, soll dich in Luft zerreißen wie Gulasch mit Fisolen! Dein Name soll vergehen, vergehen Ruhm und Ehr, dein Name soll nicht stehen in die Geschichts-biicher!” Der Himmel hat geheeret, was Sänger fluchen tut: Versunken und vergessen, das ist des Sängers Fluuch!“
Ich habe mich natürlich herzlich bedankt bei ihm und er hat mir erlaubt, diese Geschichte weiterzugeben, was ich hiermit getan habe und hoffe, dass auch dieses ‘Malehr’ gut ankommt und weitererzählt werden kann.
© Josef Sonnweber 2021-01-15