Die Jagd auf Double S (10)

Julia Ranevski

von Julia Ranevski

Story

Wir keuchten beide schwer. Waren bis auf die Knochen durchnässt. Unser Atem entwich in Form von Dampf und löste sich nach und nach auf. Durch all das Adrenalin hindurch nahm ich einen leichten Schmerz wahr und als ich den Kopf drehte, war ich mir des Messers an meiner Kehle bewusst. Wie hatte mir nur der Moment entgehen können, als er es aus den Tiefen seiner Kleidung herausgeholt hatte? Ich konnte es mir nicht erklären.

Hätte Double S nur ein kleines Stückchen weiter in die Haut gedrückt, wäre es ganz schön brenzlig für mich geworden. So spürte ich nur dieses leichte Ziehen an meinem Hals.

„Du glaubst doch nicht, dass du mir damit Angst einjagen kannst“, sagte ich leise, aber deutlich. Seine Augen verwirrten mich. Ich war ihnen zu nah. Viel zu nah.

„Ich habe keinerlei Zweifel, dass ich dich damit nicht einschüchtern kann. Aber wie weit wird dich das am Ende bringen?“ Double S‘ Selbstgefälligkeit entfachte eine weitere Feuerwelle in mir, sodass ich ihm den Lauf meiner Waffe noch fester in das Fleisch schob.

Ich hätte es niemals zugegeben, nicht mal für eine Million, aber er hatte ausnahmsweise mal recht. Er war ein Mann und seine Kraft lag klar im Vorteil. Meine eigene dagegen war beinah aufgebraucht. Was nun? Welche Möglichkeiten blieben mir noch?

„Was ist mit Lary? Und versuch dich nicht noch einmal herauszureden. Das zeiht bei mir nicht“, blaffte ich ihn an, als mir endlich wieder einfiel, dass es noch einen weiteren Grund gab an ihm meine Rache auszuüben. Dieser Kampf war nicht einzig und allein mein eigener.

„Auch der Tod deines Freundes geht nicht auf mein Konto. Von meiner Seite gab es keinen Anlass dazu. Das musst du mir glauben“, sein Ton klang beinah flehentlich, was es mir erschwerte klar zu denken.

„Er kannte deine wahre Identität. Das ist Grund genug.“ Ich war befangen. Dieses Gesicht mit den harten Linien, der ebenmäßigen Haut, auf der Regentropfen glitzerten, lenkte mich ab. So weit, dass mir mein Herz in Erinnerung rief, dass es noch da war. Ich musste das hier schnellstens hinter mich bringen. Bevor ich mich ihm noch um den Hals warf.

„Für mich noch lange keiner, um ihn auszuschalten. Dass er mich ohne Maske fotografiert hat, war doch Teil meines Plans. Ich WOLLTE von dir erkannt werden. Ich habe ihn nicht getötet.“

Wieder dieser bettelnde Ton, der an meine Ohren drang. Seine Stimme hatte jede Härte abgeworfen und klang nun so sanft wie das Aufkommen einer Feder. Als er auch noch beschloss die Klinge seines Messers von meiner Kehle zu nehmen, glaubte ich ihm fast. Aber nur fast.

„Lügner. Immerhin besteht deine Arbeit aus Töten und Foltern. Wer sagt mir, dass Lary nicht ein Punkt auf deiner Jagdliste war, den du nun abgehakt hast. Ich werde dir niemals glauben“, sagte ich, plötzlich den Tränen nahe. Das war alles so unfair.

© Julia Ranevski 2021-08-16

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