Am 26. August wäre die amerikanische Mafia-Braut und Geliebte von Bugsy Siegel, dem GrĂĽnder von Las Vegas, 105 Jahre alt geworden. Die Cosa Nostra war dagegen: Virginia Hill, verehelichte Hauser, starb bereits am 23. März 1966 fern der Heimat am Heuberg in Koppl – vermutlich nicht freiwillig – an einer Ăśberdosis Schlaftabletten.
Die Story hätte kein Schriftsteller besser erfinden können: Schiweltmeister und Promi-Schilehrer bringt in Sun Valley Mafiabraut das Wedeln bei und kehrt mit ihr ins elterliche Wirtshaus auf dem Gaisberg in Salzburg zurück. Virginia Hill, aus ärmsten Verhältnissen stammend, hatte sich in der amerikanischen Unterwelt hochgeschlafen und als Drogenkurier für die Mafia das große Geld gemacht. Vor dem US-Untersuchungsausschuss gegen das organisierte Verbrechen begründete sie ihren Reichtum so: „I’m the goddam best lay in the country.“ – „Ich bin die gottverdammt beste Matratze im Land.“ Sie heiratete den aus Salzburg stammenden Schilehrer Hans Hauser und flüchtete, um den Steuerbehörden zu entkommen, mit Mann und Kind 1954 nach Salzburg. Das unbeschwerte Glück, das Hans seiner Familie auf der Zistelalm bieten wollte, blieb aus. “Ginny” vermisste das luxuriöse Leben und versuchte aus Geldnöten die Mafia mit Tagebuchaufzeichnungen zu erpressen. Ein fataler Fehler!
Dass die Story heute noch immer präsent ist, ist u. a. dem Salzburger Schriftsteller Peter Blaikner zu verdanken, der bereits 2010 in dem Buch „Out of Innergebirg – Neue Pinzgauer Geschichten“ Virginia Hill ein Kapitel widmete. Hill war aus Angst vor der Mafia ins Heutal bei Unken geflohen und zwei Jahre in der HĂĽtte ihres Schwagers Max untergetaucht. Der Stoff lieĂź Blaikner nicht mehr los. So verarbeitete er ihn 2016 zu dem Musical “Virginia Hill”, zu dem Konstantin Wecker die Musik schrieb. Das StĂĽck – ursprĂĽnglich fĂĽr das Salzburger Landestheater konzipiert – wurde nach einer Ăśberarbeitung in abgespeckter Version zwei Jahre später im Kleinen Theater uraufgefĂĽhrt.
Adrian Goiginger produzierte für Servus TV die Doku “Virginia”, die im September 2020 ausgestrahlt wurde. Darin kamen Zeitzeugen zu Wort, darunter Sepp Forcher, der in den 1960er Jahren Wirt vom Platzlkeller war und in Hausers Lokal, der “Hauser Bar” (heute: Chez Roland) ums Eck am Giselakai nach der Sperrstunde gern ein Achtel trank. (Dort wurde Hauser am 27. November 1961 erhängt aufgefunden. Vermutlich auch ein Racheakt der Mafia. An Selbstmord, die offizielle Todesursache, glaubte niemand.) Michael Dangl, Schauspieler am Theater in der Josefstadt, schlüpfte in den Spielszenen in die Rolle von Hauser, Verena Altenberger, die Buhlschaft 2021 der Salzburger Festspiele, in die von Virginia.
Die letzte Ruhestätte fanden die Hausers und ihr Sohn Peter auf dem Aigner Friedhof in Salzburg. Wenn man den üppigen Farn zur Seite biegt, kann man auf dem Grabstein die verblassten Namen lesen.
© 2021-09-04