von Stift Melk
Als ich im Jahre 1988 in Nachfolge des legendären Bürgermeisters Viktor Wallner (Amtszeit 1965-1988/ Lebenszeit 1922-2012) mein Amt antrat, befand sich unter den wichtigsten Zukunftsprojekten für die Stadt das Thema der Aufschließung und Besiedlung der sogenannten „Melkergründe“ im Stadtteil Leesdorf, welche ursprünglich für den Bau der neuen Landeshauptstadt von Niederösterreich bestimmt war, falls Baden unter den 5 Bewerberstädten das Rennen machen sollte. Bekanntlich kam es anders und St. Pölten wurde Landeshauptstadt.
Immerhin stellte das Stift Melk als Eigentümer des riesigen Areals großzügig auch in diesem Fall Gründe zur Verfügung, die heute wichtige Infrastrukturen beherbergt: Das Krankenhaus, die neue Bezirkshauptmannschaft, das Pflegeheim, etliche Schulen, die neue Pädagogische Hochschule, die Pflegeschule und vor allem- 800 Wohneinheiten für rund 2400 neue Einwohner, teils im Eigentum ,teils genossenschaftlich und gefördert. Dieser riesige Bauprozess dauerte meine ganze Amtszeit (1988-2007) an und ist auch heute noch nicht abgeschlossen.
Obwohl das ehrwürdige Stift Melk mit der alten Römerstadt Baden seit Jahrhunderten historisch verbunden ist, der Melkerhof, der Melkerkeller und die Melkergasse erinnern heute noch daran, prägen die „Melkergründe“ den Stadtteil Leesdorf wohl am stärksten und machten ihn zum vorrangigen Entwicklungsgebiet unserer Stadt mit dem grössten Bevölkerungszuwachs, sodass die Thermenstadt inklusive der Zweitwhnsitzer heute an der 30.000 Einwohnermarke kratzt.
Trotz strenger Geschäftsgebarung der Zentraldirektion des Stiftes begegneten einander Stadt und Benediktinerkloster stets amikal, familienfreundlich, fair und korrekt, sodass die Partnerschaft zwischen den Bürgermeistern und den Äbten Burkhard Ellegast und Georg Wilfinger sich in vielen Kontakten, Begegnungen, Kulturbesuchen und Briefen ausdrückte.
Meine Liebe zum Buch als gelernter Buchhändler und damit zur imposanten Bibliothek des Stiftes und mein spätes Philosophiestudium nicht zuletzt von „Der Name der Rose“ trug erheblich zu meinem kulturhistorischen Respekt vor Melk bei.
Abschließend verweise ich noch auf meine regelmäßigen Theaterbesuche der Sommerspiele Melk als Kulturrezensent regionaler Zeitungen seit 1965, zumal Baden und Melk als die ersten Festspielorte in Niederösterreich gelten dürfen.
Selbstverständlich besitzt Burkhards Buch „Der Weg des Raben“, persönlich signiert, einen Ehrenplatz in meiner Privatbibliothek.
Was ich persönlich vom verehrten Abt Ellegast gelernt habe, ist Haltung, Gottvertrauen und Menschlichkeit!
Prof.Mag. August Breininger,LAbg. und Bgm.a.D., Baden bei Wien
© Stift Melk 2022-09-06