Manchmal spielt das Leben anders als man meint und ein völlig neuer Lebensabschnitt beginnt.
Ganz plötzlich, kurz vor dem Abendessen an irgendeinem Tag im März 2018 hat mir mein Mann, ganz ohne Pathos und ohne jegliche Vorwarnung erklärt, er hätte das Haus von seinem Freund Hugo und Traudi Portisch in der Toskana gekauft.
Die unterschiedlichsten Gefühle kamen danach bei mir so auf. Verwirrung, Freude, aber auch, wird es eine Belastung, was ist zu tun, wie gehen wir es an, und vieles mehr ging mir durch den Kopf.
Schnell wurde eine Nacht in der Toskana im Haus für uns beide reingequetscht. Er wollte den Notartermin mit Hugo vor Ort machen und ich sollte das Haus mal kennen lernen.
Und dann begann es richtig spannend zu werden, als ob der Geist von Hugo’s kürzlich verstorbener Frau nochmals seine Finger im Spiel gehabt hätte, und nicht wollte, daß ich dort rechtzeitig hinkam.
Ich hatte das Buch „Die Olive und wir“ gleich zur Hand genommen und begonnen die wundervollen Geschichten vom Haus und den Portisch‘s zu lesen. Das Haus hatte schon einen Geist bevor ich es kennen gelernt hatte.
Langer Erzählung kurzer Sinn, der Flug nach Zürich hatte Verspätung, in Zürich musste ich retour nach München um einen Anschlussflug nach Florenz zu erhalten und kam statt zum Abendessen ziemlich verzweifelt erst gegen Mitternacht in Florenz an. Nichts desto trotz waren mein Mann, Hugo und Paolo, Hugo’s Mann für Haus und Landwirtschaft, am Flughafen, um mich persönlich abzuholen. Es war Hugo so wichtig, daß ich mich herzlich willkommen fühlte, daß er es sich nicht nehmen ließ, trotz seiner 92 Jahre und seiner Gebrechlichkeit, um fast Mitternacht noch mit auf den Florenzer Flughafen zu kommen. Im Übrigen war der Rückflug nicht minder verpatzt, da wegen meiner Umwege am Hinflug, das System entschieden hatte, mich vom Rückflug zu streichen, was ich erst beim Einsteigen in Florenz am nächsten Tag erfuhr. Und wieder begann ein Kampf um einen Rückflug, welcher dann über München, anstatt direkt nach Wien stattfand und mich auch am nächsten Tag erst um Mitternacht nach Hause brachte.
Na gut, ich wollte mich nicht entmutigen lassen, die Toskana galt es dennoch in Zukunft zu erobern und mit offenen Armen zu empfangen.
Und so kam es auch. Das Haus und die Toskana nahmen uns gleich gefangen, die Blicke, die Natur, die Olivenbäume, Paolo und Flora, Cindy, der Hund der Portischs. Alles war Herz eröffnend und ließ in der Sekunde eine große Sehnsucht nach diesem Ort entstehen. Während unserer ersten paar Besuche, war Hugo immer selber mit dort. Sein „Willkommen, willkommen“, wenn man aus dem Auto stieg, wird mir immer in herzlicher Erinnerung bleiben. Immer, egal wie schlecht er gerade zu Fuß war, kam er uns, auf seinen Stock gestützt, bis zum grünen Einfahrtstor entgegen und war voller Freude, daß man sein schönes Toskana Refugium auch möglichst bald so lieben lernen möge, wie er und seine Frau es geliebt haben. Das große Toskana Abenteuer konnte also beginnen.
2. Teil folgt
© Susanne Kraus-Winkler 2020-03-01