DIE ÜBERZEUGTE SINGLEFRAU

Margaretha Husek

von Margaretha Husek

Story

Ich gestehe, dass ich wohl bis zu einem gewissen Grad beziehungsunfähig, besser gesagt -unwillig bin. Wäsche waschen, Debatten über Kochen, Wohnung in Schuss halten, erspare ich mir. Als Frau erfülle ich keinerlei Rollenklischees, die in meiner Generation bei Partnern passenden Alters einfach dominieren. Ich brauche niemand, der mir Steckdosen montiert, Nägel einschlägt, beim Auto Öl nachfüllt und dergleichen. Ich brauche auch niemanden, der auf mich aufpasst. Das kann ich selber. Ich habe kein Interesse daran, einen Mann zu bekochen und im Restaurant zahlen kann ich selber. Kochen, Wohnung putzen, Einkaufen, Fernsehen mache ich lieber allein. Ich kann schauen, was ich will, niemand kommentiert dazwischen und es gibt keine Diskussionen darüber, das wäre für mich reine Zeitverschwendung. Ich koche kalorienbewusst, möglichst cholesterinfrei, viel Gemüse und was ich gerne esse.

Soweit es geht, trachte ich, dass ich alles selber mache. Ich habe jede Menge Werkzeug zum Lampen montieren, Regale und Bilder aufhängen. Beziehung brauche ich daher insofern keine. Ich mag meine Unabhängigkeit. Als Single habe ich viel mehr Muse für meine Interessen und ich kann auch allein gut verreisen. Die Zeiten sind vorbei, wo ich für jemanden alles aufgab und mir ist garantiert nicht fad. Bisher hat noch nie jemand mein Lebensmodell kritisch hinterfragt.

Die Norm Partner, Kind, Eigenheim sind kulturell aufoktroyiert. In der Geschichte des Homo Sapiens gibt und gab es sehr viele andere Gesellschaftsnormen. Liebesbeziehungen in sexueller Hinsicht – nicht platonisch – sind meiner Ansicht nach sehr gefährlich, weil das Konstrukt fragil und einsturzgefährdet wie ein Gebäude bei einem Erdbeben ist. So gut wie jeder Partner wird irgendwo, irgendwann zumindest ein Mal mit jemand anderen Sex haben, herum turteln oder sonst was. Liebesbeziehungen sind in erster Hinsicht sexuell. Und Sexualität ist nicht nur auf den einen Menschen ausgerichtet. Liebesbeziehungen sind, so finde ich, fernab von Werten wie Loyalität, bedingungsloses Vertrauen zu betrachten. Ein klares Wertesystem kann nur in Freundschaften da sein, wo auch der Drogeneinfluss Liebe null ist.

Frauen sind, genau wie Männer, sexuelle Wesen samt manchmal grenzüberschreitenden Fantasien. Das ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu einem freundschaftlichen, offeneren Umgang mit der eigenen Sexualität und Wünschen: „Ich will einmal umarmt werden.“ In seinen Fantasien ist jeder Mensch frei, egal in welchem sozialen Umfeld er sich befindet und unabhängig von Geschlecht oder Nation. Noch kann niemand die Gedanken der anderen lesen. Um sexuelle Fantasien auszuleben, muss aber dann auf den Partner beziehungsweise die Partnerin und überhaupt auf seine Mitmenschen Rücksicht genommen werden, nur mit deren Einverständnis ist es möglich.

Foto: pixabay

© Margaretha Husek 2023-02-26

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