Die meisten Menschen frönen einem Hobby, welches sie erfüllt oder sie besitzen ein unglaubliches Talent. Ein sogenanntes Geschenk Gottes. Außer ICH! Seit meiner Kindheit suchte ich nach einer Begabung, Bestimmung, Fähigkeit oder irgendeiner Form von Besonderheit, etwas das mich einzigartig machte. Das gestaltete sich mitunter so aussichtslos wie die Suche nach dem goldenen Kind oder dem heiligen Gral. Nach vielen fehlgeschlagenen Versuchen das Außergewöhnliche in mir zu finden, kam ich zu dem Entschluss, dass ich kein Talent besaß. Also bemühte ich mich eine Freizeitbeschäftigung zu finden die mein Dasein erfüllte. Allerdings stellte sich heraus, dass dies nicht ganz so einfach war wie ich dachte. Entweder war ich nicht überzeugt genug oder es fehlte mir die ausreichende Motivation. Auch scheiterte es einige-male an der fehlenden Ausdauer. Irgendwann fiel mir im zarten Alter von zwölf Jahren ein Buch meiner Mutter in die Hände. Sie las damals von Anne Golan „Angelique“. Ich möchte nur darauf hinweisen das dieser Roman über vierhundert-dreiundsiebzig Seiten verfügte. Als erster Einstieg in die Liga der Lesenden eine absolute Herausforderung. Doch es war wie eine Art der Erleuchtung. Endlich hatte ich mein Wunder gefunden. Ich tauchte über Stunden in eine andere Welt ein, meine Fantasie wurde angeregt und meine Vorstellungskraft gefordert. Dieses Buch zog mich in seinen Bann und ließ mich an vielen Abenteuern teilhaben.
Der erste Band handelt von Angelique, einem jungen Mädchen, welches bei ihrem Vater im Poitou des 17. Jahrhunderts aufwächst und erzählt ihren Aufstieg am Hofe des Königs in Versailles.
Zuerst könnte man annehmen, dass es sich nur um einen Groschenroman handelt, aber je weiter man liest, desto mehr wird man von der Geschichte mitgerissen. Nachdem Angelique, die ein sehr ungestümes Mädchen war, auf eine Verschwörung gegen den König stößt, wird sie von ihrem Vater mit dem Grafen Geoffrey de Peyrac, einem 12 Jahre älteren Grafen, verheiratet. Aus anfänglichem Hass wird mit der Zeit Liebe und Angelique und Geoffrey müssen viele Intrigen und Hetzjagden gegen sie durchstehen, bis sie in Amerika endlich glücklich werden können.
Alle zwölf Bände wurden von mir verschlungen. Eine Art Magie ging von diesen Büchern aus. Seit diesem Tag hatte ich mein Hobby gefunden, ich las jedes Buch, das ich finden konnte. Das Einschreiben in einer Bücherei war der nächste Schritt. Damals gab es in der Pfarrbücherei noch Karteikarten, mit einem Stempel wurde der Zeitpunkt des Ausleihens festgehalten, sowie der Buchtitel. Oh mein Gott, kein Computer würde meine Tochter sagen! Ja und es hatte funktioniert.
Ein eigenes Buch zu schreiben blieb bis vor einem Jahr ein Wunschtraum, sozusagen der Zenit des Erreichbaren. Niemals hätte ich mir zugetraut etwas Lesbares zu Papier zu bringen. Die Worte die in mir erblühen zusammenzufassen und aufzuschreiben. Erst durch die Plattform Story one traute ich mich, meine erste eigene Geschichte zu schreiben. Dadurch veränderte sich mein Leben, weil es nicht darum geht die Beste in etwas zu sein, sondern einfach die Freude am Tun zu spüren und seine Träume auszuleben. Schreiben befreit meinen Geist und erfüllt mich mit Glück.
© Sylvia Zemlyak-Böhm 2024-07-22